Mainz (ots) - Eines sollte man jetzt nicht tun: Angesichts der schockierenden Nachrichten von der libyischen Küste in wenig nachhaltigen Aktionismus verfallen. Natürlich sind die neuerlichen Opferzahlen entsetzlich. Aber noch viel entsetzlicher ist, dass das Sterben auf See kein Ende nimmt. Das Mittelmeer, das die Römer in zumindest in dieser Hinsicht glücklicheren Zeiten "Mare Nostrum" - unser Meer - nannten, ist ein Massengrab. Wir überfliegen es auf unserem Weg in den Urlaub, unsere Kreuzfahrtschiffe kreuzen die Routen der Seelenverkäufer, auf denen die Flüchtlinge um ihr Leben bangen. Wer diese gegen jede Menschlichkeit verstoßende Tragödie wirklich ändern will, schafft das nicht mit noch so vielen Rettungsteams. Dauerhafte Lösungen können nur in den Herkunfts- und Transitländern liegen. Zuallererst muss das Schleppersystem, bei dem an vielen Stationen viele Profiteure blutiges Geld verdienen, so weit wie möglich trockengelegt werden. Sichere Fähr- oder Flugverbindungen wären ein bedenkenswerter Ansatz. Allerdings würden sie automatisch wie auch immer geartete europäische Aktivitäten in Afrika und Nahost bedingen. Nur durch eine bessere Präsenz Europas vor Ort hätte man Gelegenheit, den langfristig wirkenden Gründen, die viele Menschen überhaupt erst in eine Flucht treiben, zu begegnen: wirtschaftliche Not, Kriege, religiöser - zurzeit vielfach islamistischer - Fanatismus. Machen wir uns nichts vor: Eine Totalabsicherung des gesamten Seegebiets wegen dieser Zustände ist Illusion. Und je mehr Schiffe Europa ins Mittelmeer sendet, desto gründlicher macht es sich - in letzter Konsequenz - zum Handlanger der Schlepper. Deshalb müssen die Rettungsprogramme zwar trotzdem kurzfristig wieder verbessert werden. Sie können und dürfen aber langfristige Arbeit nicht ersetzen.
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