Bremen (ots) - Natürlich müssen die Türken irgendwann selbst mit sich ins Reine kommen und akzeptieren, dass auf der Gründung ihres modernen Staates ein finsterer Schatten liegt: die gezielte Entrechtung, Enteignung, Vertreibung und schließlich massenhafte Tötung von Menschen einer ethnischen Minderheit. Gemeinhin nennt man dies Völkermord, Genozid. Und dafür braucht man auch nicht zu warten, bis der letzte türkische Nationalist die historischen Fakten akzeptiert hat. So ist es uneingeschränkt zu begrüßen, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages am Freitag nun doch keine falschen Rücksichten nehmen wollen. Denn falsch wäre es in mehrerer Hinsicht, das Menschheitsverbrechen vor 100 Jahren nicht Völkermord zu nennen. Falsch gegenüber der eigenen Geschichte, denn eifrige Berater der türkischen Militärs - und damit Mittäter - waren kaiserlich-deutsche Offiziere. Vor allem aber falsch, ungerecht und tatsächlich beleidigend gegenüber der armenischen Nation: Ihre Männer, Frauen und Kinder waren eben nicht Opfer eines Kollateralschadens im ersten Weltkrieg, wie die türkische Regierung vorgibt. Es war ein kalt geplantes und mit unvorstellbarer Grausamkeit ausgeführtes Kriegsverbrechen. Nur wenn dies endlich uneingeschränkt anerkannt wird, kann es wahre Versöhnung geben.
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