Frankfurt/Oder (ots) - Wenn das Aussprechen der Wahrheit die Voraussetzung dafür ist, mit seinem Land und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen, dann steht die Türkei noch immer vor einer ganz schmerzhaften Debatte - 100 Jahre nach den Ereignissen Als kürzlich der Papst die von osmanischen Truppen begangenen Massaker an den Armeniern als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnete, da bekam der türkische Präsident Erdogan einen Tobsuchtsanfall. Mit Rücksicht auf den Nato-Partner Türkei und die Pflege eines nicht einfachen, aber doch engen Verhältnisses zierten sich lange auch Koalitionsfraktionen und Bundesregierung, das "V-Wort" auszusprechen. Erst allmählich wuchs der Widerstand gegen Formulierungsversuche, die das historische Geschehen zwar auf das schärfste verurteilen, es aber nicht eigentlich benennen wollten. Für ein Land, das große Stücke auf die eigene Vergangenheitsbewältigung hält, war dies ein Vorgang hart an der Blamage. Schwer wiegt ja auch die Tatsache, dass das Kaiserreich zumindest mittelbar eine Mitschuld an dem Völkermord trägt. Deutschland wusste, was auf den Todesmärschen geschah. Priorität aber hatte, den osmanischen Verbündeten im Ersten Weltkrieg an der Seite zu halten und ihm in der Armenier-Frage nicht in den Arm zu fallen. Nun heißt es in einem Text, auf den sich Bundesregierung, Präsidialamt und Koalitionsfraktionen geeinigt haben, dass das Schicksal der Armenier beispielhaft steht "für die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen Säuberungen, der Vertreibungen, ja der Völkermorde, von denen das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise gezeichnet ist". Das ist deutlich und doch diplomatisch verpackt. Wenn Erdogan damit nicht leben kann, zeigt er nur, wie groß sein Abstand zu Europa ist.
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