Regensburg (ots) - von Reinhard Zweigler, MZ
Am Ende hatte sich der Patriarch Ferdinand Piëch gründlich verzockt. Statt den VW-Vorstandschef Martin Winterkorn, den er jahrelang gefördert hatte, endgültig aus dem Sessel zu kippen, wandte sich die Affäre nun vollends gegen ihn. Im Aufsichtsrat war der eigensinnige Porsche plötzlich ziemlich allein. Zuvor hatte er die Chefmanager an der Spitze des zweitgrößten Autokonzerns der Welt kommen und gehen lassen, wie er wollte. Doch nun schlug der Konzern gegen seinen Aufseher und größten Anteilseigner zurück. Das ist eine bemerkenswerte Emanzipation vom einstigen VW-Übervater Piëch, vor allem aber eine notwendige. Denn der Machtkampf drohte, Volkswagen ernsthaft in die Bredouille zu bringen. Nachdem Ferdinand Piëch den Clinch gegen Martin Winterkorn, hinter den sich die anderen Aufsichtsratsmitglieder geschart hatten, verloren hatte, konnte er der schmählichen Ablösung nur durch den Rücktritt zuvor kommen. Wenigstens dieser Gesichtsverlust ist dem einst genialen Ingenieur und Manager erspart geblieben. Offiziell zumindest. Ob sich der Patriarch nun allerdings mit dieser - selbst heraufbeschworenen - Niederlage wird abfinden können, ist noch nicht sicher. Mit einem riesigen Aktienpaket im Rücken könnte Piëch bereits auf der VW-Hauptversammlung am 5. Mai noch einmal für Unruhe sorgen. Zuzutrauen wäre es ihm. Im Interesse des Konzerns wäre das allerdings nicht zu hoffen. Piëch sollte wissen, wann Schluss ist. Genug Geld und Ruhm hat er jedenfalls. Letzteren sollte er nun nicht aufs Spiel setzen. Vielleicht ist Ferdinand Piëch, Enkel des legendären Volkswagen-Konstrukteurs Ferdinand Porsche, einer der letzten großen Wirtschaftspatriarchen mit Benzin im Blut. Seine Ingenieurs-Laufbahn begann er mit der Entwicklung eines Formel-1-Motors in den 60er Jahren. Seine großen Erfolge - den Audi quattro mit Allradantrieb zu Beginn oder den Dieseldirekteinspritzer TDI zum Ende der 80er Jahre - waren bahnbrechend, technisch und auch wirtschaftlich. Andere seiner Lieblingsprojekte jedoch, wie der 1001-PS-Bugatti Veyron mit 400 Stundenkilometer Spitze, der 8-Zylinder-Passat oder das VW-Nobelmodell Phaeton, floppten dagegen ziemlich. Der Selbstherrlichkeit Piëchs hat es allerdings auch nichts ausgemacht, dass er als VW-Vorstandschef Fehlentscheidungen zu verantworten hatte. Um Volkswagen aus der Verlustzone herauszufahren, kaufte Piëch Anfang der 90er Jahre den knallharten Sanierer Ignacio Lopez ein. Dass der Spanier interne Unterlagen vom Konkurrenten General Motors mitbrachte und vor allem die Zulieferer gnadenlos unter Druck setzte, bescherte VW Millionen-Zahlungen an den Konzern in Detroit und ein riesiges Qualitätsproblem. All das ist überwunden und die Wolfsburger sind drauf und dran, dem Branchenprimus Toyota den Rang abzulaufen. Auch Piëch wollte immer und überall die Nr. 1 sein. Allerdings ist diese Rangelei, wer an der Spitze in der Welt sitzt, ziemlich unsinnig. Der bayerische Premiumhersteller BMW zeigt, dass es nicht auf die Masse, sondern auf die Klasse seiner Fahrzeuge ankommt. Auch ohne den Chefaufseher Piëch bleiben zudem einige Probleme des VW-Konzerns ungelöst. Das Brot-und-Butter-Auto Golf wirft kaum Rendite ab, in den USA ist man absatzschwach, anders als die deutschen Konkurrenten, und für den asiatischen Markt fehlt ein preiswerter Volkswagen. Nach dem - hoffentlich vollständigen - Rückzug von Ferdinand Piëch aus der Konzernspitze muss der gestärkte Vorstandschef Winterkorn diese Herausforderungen angehen. Ein neuer Aufsichtsratschef sollte ihm dabei Impulse geben. Ein Konzern wie Volkswagen ist national wie international zu wichtig, als dass er zum Spielball starrsinniger Patriarchen würde.
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