Regensburg (ots) - Wir sind reich genug, uns Klimaschutz zu leisten - und sind zu arm, um auf Klimaschutz zu verzichten. Dieser Satz stammt nicht etwa vom Greenpeace-Chef oder sonst einem besorgten Umweltaktivisten, sondern vom deutschen Wirtschafts- und Energiewendeminister Sigmar Gabriel. Und wo er Recht hat, hat er Recht, der Vizekanzler. Dabei scheint es, dass angesichts der Aufregung um Flüchtlinge, islamistische Terrorbedrohung, angesichts des Ärgers über BND-NSA-Ausspäherei, über Bahn- und Kitastreiks das globale Thema Klima keine Konjunktur hat. Doch dieser Schein ist trügerisch. In dieser Woche wollen 35 Minister des sogenannten Petersberger Klimadialogs in Berlin die Weichen für einen Erfolg des Weltklimagipfels Ende des Jahres in Paris stellen. Angela Merkel will auf dem G7-Treffen Anfang Juni im oberbayerischen Schloss Elmau den Kampf gegen die Erderwärmung zum obersten Gipfelthema der dort vertretenen Industriestaaten machen. Das ist nicht nur lobenswert, sondern vor allem verdammt notwendig. Denn die internationale Gemeinschaft hat bislang leider nur viel zu kleine Schritte gegen die drohende Erwärmung unseres Planeten unternommen. Und dies lag nicht etwa an zu geringen Erkenntnissen über das Klima und seine Gefährdungen durch den ungezügelten Ausstoß der sogenannten Treibhausgase, allen voran CO2. Sondern letztlich triumphierte nationaler Egoismus, setzten sich kurzfristige wirtschaftliche Interessen gegen die nachhaltiger Entwicklung durch. Es gibt ein ganzes Knäuel unterschiedlicher Interessenlagen, nationaler wie internationaler. Entwicklungsländer wollen nicht für die ungebremsten Emissionen der Industriestaaten der vergangenen 150 Jahre geradestehen und pochen auf das eigene Recht nachholenden Wachstums und Wohlstands. Energie- und Rohstoff-produzierende Länder haben weniger Interesse an einem wirklichen Wandel zu Nachhaltigkeit als technologie- und wissensbasierte Volkswirtschaften wie etwa die deutsche. Allerdings, dass sich auch Deutschland schwer tut, das eigene, anspruchsvolle Reduktionsziel von 40 Prozent, bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990, zu erreichen, macht die Sache nicht einfacher. Wenn sich weltweit etwas bewegen soll, braucht es Vorreiter. Dem Klima sind die politischen Scharmützel und zig Gipfeltreffen jedoch egal. Es wird sich in den kommenden Jahrzehnten dramatisch wandeln. Erste Vorboten sind die sich häufenden Wetterextreme, Stürme, Starkregen auf der einen sowie verheerende Dürren auf der anderen Seite. Dass sich das Klima verändern wird, bezweifeln heute nur noch ein paar Unverbesserliche, die die Prognosen der internationalen Wissenschaftlergemeinschaft - aus welchen Gründen auch immer - in den Wind schlagen. Die Frage ist heute nur noch, wie viel Zeit der Menschheit bleibt, um gegenzusteuern, um wenigstens den Anstieg der Erderwärmung auf das halbwegs verkraftbare Maß von zwei Grad plus bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Nach allem, was Wissenschaftler bislang vorhersagen können, ist nur noch ein Zeitfenster von höchstens zwei, drei Jahrzehnten offen. In dieser Zeit muss dramatisch umgesteuert werden, weg von der Energieerzeugung aus fossilen Quellen, Öl, Gas und Kohle, die nach wie vor den Löwenanteil der Emissionen ausmacht. Das heißt zugleich, dass Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand aus neuen, effizienteren, nachhaltigen Quellen gespeist werden müssen. Was in Deutschland als dürres Schlagwort der "Energiewende" daherkommt, ist in Wirklichkeit eine gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Revolution und eine gewaltige globale Chance zugleich. Und wir stehen, ohne es zu merken, mittendrin. Noch in diesem Jahr müssen sich die Nationen über verbindliche Reduktionsziele bei den Treibhausgasen einigen. Ein verdammt schwieriges Unterfangen. Der Klimagipfel von Paris darf nicht scheitern wie andere vorher.
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