Bremen (ots) - "Es ist gerade mal gut eine Woche her, da ging der längste Streik in der Geschichte der Deutsche Bahn AG zu Ende. Fast sechs Tage bewegte sich wenig bis nichts auf Deutschlands Schienen. Und nun drohen tatsächlich schon wieder neue Streiks? Das jedenfalls ist das verheerende Signal, das nach der gescheiterten - oder sollte man besser sagen geplatzten - Tarifrunde zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft GDL in der entsetzten Öffentlichkeit ankommt. Keine Frage: Das Recht auf Streik ist ein Grundrecht, auch wenn das manchem unbequem ist. Klar ist aber auch: Streiks stehen unter dem Vorbehalt der Verhältnismäßigkeit - sie sind kein Selbstzweck. Mit Arbeitsniederlegungen alleine ist der Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht herzustellen; dazu bedarf es sachlicher Verhandlungen. Wenn nun Deutsche Bahn und GDL einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie sich mit ihrer Sturheit in eine ausweglose Situation manövriert haben, dann bleibt nur eine Schlichtung. Beide Parteien wollen mit dem Kopf durch die Wand, dabei sollten sowohl die Vertreter der Bahn als auch der Chef der Lokführergewerkschaft, Claus Weselsky, eine Annäherung versuchen. Statt dessen immer nur neue gegenseitige Schuldzuweisungen und abstruse Erklärungen, warum es auch diesmal wieder keine Fortschritte bei den Tarifgesprächen gab. Und geradezu skurril: Zur geplanten Fortsetzung der Verhandlungen erscheint die GDL am Sonntag kurzerhand nicht. Um in diesen Tarif-Wahnsinn endlich Vernunft zu bringen, muss jetzt ein Vermittler her, ein Schlichter. Eine andere Lösung gibt es in diesem Streit nicht. Und auch wenn die GDL eine Schlichtung bisher abgelehnt hat, so zeigen verklausulierte Äußerungen ihres Chefs Weselsky durchaus, dass auch Mister Hardliner langsam kapiert, dass es ohne eine Therapie von außen nichts wird mit einem Tarifergebnis. Herbei streiken lässt es sich nämlich nicht."
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