Von Brian Blackstone
SINTRA (Dow Jones)--Zwei der weltweit mächtigsten Notenbanker haben verschiedene Ansichten über die Rolle ihrer Zentralbanken wenn es darum geht, Regierungen zu Reformen zu drängen. EZB-Präsident Mario Draghi und Stanley Fischer, der stellvertretende Chairman der Federal Reserve, offenbarten am Samstag ihre Ansätze und zeigten die Herausforderungen zur Erreichung der Inflationsziele auf.
Für Draghi ist klar: Eines der wichtigsten Themen für die Eurozone, die seit 2009 mittlerweile zwei Rezessionen durchlebt hat und immer noch eine Arbeitslosenquote von 11,3 Prozent aufweist, sind Wirtschaftsreformen. In den USA und Japan liegt die Arbeitslosenquote weit darunter. Draghi verteidigte seine Forderungen nach Reformen.
In einer Währungsunion könne man sich keine großen und wachsenden strukturelle Unterschiede zwischen den Ländern leisten, betonte Draghi. Sie könnten die Existenz der Währungsunion bedrohen.
Stanley Fischer dagegen verfolgt einen eher verhalteneren Ansatz. Man könne über Strukturreformen von Zeit zu Zeit reden, aber man könne dies nicht immer wieder als wichtigsten Punkt anbringen.
Teilweise reflektiert der differenzierte Ansatz der beiden Notenbanker einen grundlegenden Unterschied. In den USA sind die Arbeitsmärkte flexibler und mobiler als in Europa. Die Arbeitslosenquote dort lag zuletzt bei lediglich 5,4 Prozent.
In Europa sei die strukturelle Komponente geringen Wachstums wesentlich größer, so Draghi während einer Konferenz am Samstag in Portugal. Die Steuer- und Ausgabenpolitik könne eine aktivere Rolle spielen, um die Wachstumsaussichten der Region zu verbessern.
Haruhiko Kuroda, Gouverneur der Bank of Japan, sagte auf der gleichen Konferenz, dass die Geldpolitik es den Regierungen einfacher machen könne, Reformen einzuleiten, um ihre Ökonomien flexibler zu gestalten.
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May 23, 2015 13:52 ET (17:52 GMT)
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