Bielefeld (ots) - Familienplanung und Wirtschaftskraft: Was zunächst wie unterschiedliche Welten klingt, liegt in Wirklichkeit ganz nahe beieinander. Deutschland fehlt Nachwuchs. Und das ist keineswegs nur ein gesellschaftspolitischer, sondern ein wirtschaftsstrategischer Nachteil. Denn die Konsequenzen der geringen Zahl an Neugeborenen pro 1000 Einwohner sind handfest. Fachkräftemangel und höhere Lohnnebenkosten sind absehbare, zum Teil bereits existente Folgen. Diese Entwicklung ist nur mit qualifizierter Zuwanderung und flexibleren Arbeitszeitmodellen zu bremsen. Bleibt die Lücke zwischen Familie und Beruf weiterhin so groß, wird Deutschland abgehängt. Denn die Arbeitskraft gut ausgebildeter Frauen ist unverzichtbar. Wer bei der Frage nach neuen Arbeitszeitmodellen aber reflexartig nach staatlichen Lösungen schreit, liegt falsch. Kein familienpolitisches Instrument der Welt wird dafür sorgen, dass sich ein Wandel in den Köpfen vollzieht - vor allem in denen der Mehrheit der Arbeitgeber. In der Theorie wollen fast alle Unternehmen die viel zitierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen. In der Praxis bleibt davon oft nicht viel übrig. Betriebskitas, Heimarbeitsplätze, kurzfristiger Ausfall ohne schlechtes Gewissen - das ist für viele Mütter und Väter Utopie. Hinzu kommt die Anspruchshaltung: Junge Mamas und Papas sollen vorbildliche Eltern am besten mit Elternzeit für beide, professionelle Mitarbeiter mit Karrierewillen sowie helfende Hand für die eigene Elterngeneration sein. Und ein wenig Selbstverwirklichung soll auch nicht fehlen - quasi im Vorbeigehen. Frankreich ist das beste Beispiel dafür, dass es auf den Wandel der Sichtweise auf Familie ankommt. Auch wenn das Betreuungssystem immer noch als vorbildlich gelobt wird, ist es das seit Jahren nicht mehr. Trotzdem steht Frankreich bei der Geburtenrate gut da. Nicht weil das System so grandios ist, sondern weil Kinder hier selbstverständlich sind. Davon ist Deutschland weit entfernt. Die Förderung von Eltern im Job ist aber nur ein Aspekt zum Erhalt der Wirtschaftskraft. Deutschland ist auf Zuwanderung angewiesen. Nicht umsonst sind es große Städte mit hoher Migrantenquote, die eine bessere Geburtenrate aufweisen als andere Kommunen. Doch Zuwanderung so zu steuern, dass die Wirtschaft die Fachkräfte bekommt, die sie braucht, ist nahezu unmöglich. Die Globalisierung tut ihr übriges. Der Wettbewerb ist hart. Wenn es in Deutschland an Personal fehlt, wird ins Ausland abgewandert. Fakt ist: Staaten mit dem Schwerpunkt auf Renten- statt Familien- und Migrationspolitik weisen niedrige Geburtenzahlen auf. Auch in Deutschland wird angesichts des Fachkräftemangels lieber über Rente mit 63 als über Familien- statt Ehegatten-Splitting diskutiert. Anders in Irland: Hier ist die Geburtenrate fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Kein Wunder!
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