Das Spitzentreffen zur Griechenland-Krise in Brüssel ist nach fünfeinhalb Stunden am frühen Donnerstagmorgen ergebnislos beendet worden. Ähnlich ereignislos lief auch die Pressekonferenz der EZB, auch wenn man es allein anhand der Kursbewegungen am Devisen- und Rentenmarkt nicht glauben würde.
Wie erwartet hat der EZB-Rat nicht am Leitzins in der Euro-Zone gerüttelt. Der Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems bleibe bei 0,05 %, teilte die Notenbank am Mittwoch nach ihrer geldpolitischen Sitzung mit. Sie hatte den Leitzins im September 2014 auf das aktuelle Rekordtief gesenkt. Der Einlagensatz bleibt bei minus 0,20 % und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,30 %, so der Beschluss des EZB-Rats.
Anleihenkäufe werden unverändert fortgesetzt - trotz Anhebung der Inflationsprognose
Spekulationen über ein vorzeitiges Auslaufen der EZB-Anleihekäufe trat der EZB-Chef auf der Pressekonferenz erneut deutlich entgegen. Das Programm habe die Finanzbedingungen verbessert und werde wie geplant bis mindestens September 2016 durchgehalten.
Zuvor hatte Draghi aus dem Sitzungsprotokoll verlesen, dass die EZB ihre Inflationsprognose für 2015 leicht von 0,0 % auf 0,3 % anhebt. Für 2016 geht sie weiter von 1,5 % und für 2017 von 1,8 % aus. Diese Zahlen würden allerdings bereits die Anleihekäufe im geplanten Volumen bis September 2016 berücksichtigen, so Draghi, weshalb ein unverändertes Festhalten an dem Programm durchaus Sinn macht.
Prognose für BIP-Wachstum leicht nach unten korrigiert
Was das Wachstum im Euroraum angeht, so sollte sich aus Sicht der EZB das moderate Wachstum im zweiten Quartal fortsetzen. Die Wachstumsrisiken überwiegen zwar weiter zur Unterseite, sie seien aber etwas ausgewogener, so Draghi. Dennoch senkten die Notenbanker die Prognosen leicht. Für das laufende Jahr erwarten sie nach wie vor 1,5 %. Auch die Prognose für 2016 bleibt bei 1,9 %. Doch für 2017 sagen sie ein leicht nach unten korrigiertes BIP-Wachstum von 2,0 % voraus (bisher: 2,1 %).
EZB stützt ihre Entscheidungen auf aktuelles Datenmaterial
Datenmaterial, das als Basis für die jüngste geldpolitische Entscheidung sowie die leichte Anpassung der Inflations- und Wachstumsprognosen dienen konnte, hat die EZB in den vergangenen Tagen genügend erhalten. So gab es Informationen zur Geldmengenentwicklung, der Kreditvergabe und der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im April sowie zur Inflation im Mai. Schauen wir uns die Daten im Einzelnen an:
Geldmenge wächst, doch Kreditvergabe kommt nicht in Schwung
Laut einer EZB-Pressemitteilung vom vergangenen Freitag erhöhte sich die Jahreswachstumsrate der weit gefassten Geldmenge M3 im April 2015 auf 5,3 %, nach 4,6 % im März und 4,1 % im Februar. Der Dreimonatsdurchschnitt der Jahresänderungsraten von M3 im Zeitraum von Februar 2015 bis April 2015 stieg auf 4,7 %, verglichen mit 4,2 % in der Zeit von Januar 2015 bis März 2015.
Trotz der massiven Geldspritzen der EZB, welche die Geldmenge eindeutig in die gewünschte Richtung drängen, stockt der Kreditfluss in der Euro-Zone. Die im April an Firmen und Haushalte ausgereichten Darlehen verharrten auf dem Vorjahresniveau. Die zaghafte Belebung, die sich mit einem Plus von 0,1 % im Vormonat erstmals seit drei Jahren abgezeichnet hatte, ist damit wieder ins Stocken geraten.
(Quelle: Europäische Zentralbank)
Geldpolitik allein reicht nun mal nicht aus, um Unternehmen einen Grund für Investitionen zu liefern. Auch die Fiskalpolitik muss ein wirtschaftsfreundliches Umfeld schaffen. Und hier hinken die Regierungen vieler Länder weit hinter den Erwartungen der EZB, aber auch der Menschen in Europa, hinterher. Dies betonte auch Draghi noch einmal auf der Pressekonferenz.
Anhebung der Inflationsprognose – den Ölpreisen sei Dank
Dass die EZB ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr anheben konnte, verdankt sie zu einem Großteil der Entwicklung der Ölpreise. Gaben diese, berechnet auf Eurobasis, im Zeitraum von Januar bis März 2015 noch um gut 20 % gegenüber dem Vorquartal nach, schlug im April ein Monatsplus von rund 5 % zu Buche, gefolgt von einem Zuwachs um ca. 7 % im Mai. Würden die Ölpreise auf dem aktuellen Niveau verharren, dann ergäbe sich für das 2. Quartal ein Plus von knapp 20 %. Insofern gingen von den Ölpreisen keine preisdämpfenden Effekte mehr aus.
Dies manifestierte sich dann auch in der Mai-Jahresinflationsrate der Euro-Zone. Aus einer von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlichten Schnellschätzung von Dienstag ging hervor, dass die jährliche Inflation im Euro-Raum im Mai 2015 auf 0,3 % geschätzt wird, ein Anstieg gegenüber 0,0 % im April und eine deutliche Verbessrung gegenüber dem Tief, dass zum Jahresbeginn noch bei -0,6 % lag.
(Quelle: Eurostat)
Arbeitslosenquote in Euro-Ländern auf 3-Jahres-Tief
Die Arbeitslosigkeit in den Euro-Ländern ist im April 2015 auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gesunken. Die Quote betrug 11,1 %, nach 11,2 % im März 2015 und 11,7 % im April 2014, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwochmorgen mitteilte. Im Februar 2012 hatte die Quote zuletzt niedriger gelegen, damals mit 10,9 %. In der EU28 lag die Arbeitslosenquote im April 2015 unverändert gegenüber dem Vormonat März bei 9,7 %, aber rückläufig gegenüber 10,3 % im April 2014.
(Quelle: Eurostat)
Das Gefälle zwischen den einzelnen Euro-Ländern bleibt aber groß: In Deutschland ist die - nach einheitlichem EU-Standard berechnete - Arbeitslosenquote mit 4,7 % am geringsten. In Griechenland hingegen liegt sie bei 25,4 % (im Februar) am höchsten, gefolgt von Spanien mit 22,7 %.
(Quelle: Eurostat)
EZB bleibt auf Kurs, Märkte reagieren heftig
Obwohl die EZB auf ihrem Pfad bleibt und weder Änderungen an ihrer Geldpolitik noch an ihrer Position zu Griechenlands Staatsschuldenprobleme vornimmt, reagierten die Märkte heftig. Insbesondere die Anleihenmärkte sind erneut von Turbulenzen geschüttelt und in ein crashartiges Szenario gedrückt worden. In der Hoffnung auf eine baldige Einigung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern, die wohl von den Aussagen Draghis unterstützt wurde, warfen viele Anleger die als sicher geltenden Bundesanleihen aus ihren Depots.
Auch der Devisenmarkt spielte verrückt. Der Euro legte seit Dienstag einen wahren Kurssprung hin, getrieben von den besseren Inflationszahlen und Inflationsprognosen. Derweil blieben die Aktienmärkte relativ gelassen.
Irgendetwas passt hier nicht zusammen
Irgendwie passt hier etwas nicht zusammen. Warum sind die Aktienmärkte nicht gestiegen, wenn die Devisen- und Anleiheinvestoren doch eine positive Lösung im Schuldenstreit sehen?! Es bleibt erhöhte Vorsicht geboten.
Bei steigenden Kursen kann jeder Gewinne erzielen, aber bei fallenden…
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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 07.06.2015)
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