Griechenland steht wieder an der Kippe. Zum ersten Mal geschah es im Frühling 2010. Im Mai 2010 genehmigten die Europäische Union und der Internationale Währungsfond die erste Hilfszahlung in Höhe von 110 Milliarden €, unter der Bedingung der Sparmaßnahmen. Die erste Rettungszahlung verfehlte seine Ziele, denn die Wirtschaftsvorhersagen für Griechenland waren zu optimistisch. Deshalb im Februar 2012 erhöhte die Troika (die Eurogruppe, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfond) die Hilfe mit der zweiten Zahlung auf 173 Milliarden € (einschließlich des Geldes von der ersten Rettungszahlung), zur Verfügung gestellt von der kürzlich geschaffenen europäischen Finanzstabilisierungsfazilität. Die Abmachung bedeutete Sparmaßnahmen und beinhaltete eine Verlängerung der Tilgung auf 15 Jahren, Senkung des Zinssatzes auf 3,5 Prozent und einem, von den privaten Obligationsinhabern akzeptierten, 53,5 %igen Schuldenschnitt. Die Abschreibung wurde auf die 198 Milliarden € griechische Obligationen angewandt, den größten Schuldenverzug in der Geschichte machend.
Der letzte Teil der griechischen Tragödie begann, als Syriza die allgemeinen Wahlen im Januar 2015 gewann. Diese radikal-linke Partei wollte die Logik des Deals der Rettungszahlung herausfordern und setzte sich gegen eine Verlängerung des Rettungsprogramms, das am 28. Februar endete. Schließlich wurde das Rettungsprogramm für Griechenland erweitert - als Gegenleistung für Griechenlands Engagement, seinen Schuldverpflichtungen nachzukommen und Strukturreformen innerhalb von vier Monaten (bis Ende des Junis) einzuführen, wenige Wochen vor Griechenlands Fälligkeitstag größerer Schuldenrückzahlungen.
Was sind die gegenwärtigen Wirtschaftsschwierigkeiten Griechenlands? Das Hauptproblem ist ziemlich einfach: Griechenland hat nicht genug Einkommen, um seine Rechnungen zu bezahlen. Das Land muss 1,5 Milliarden € an den IWF im Juni und 7 Milliarden € an die EZB zurückzahlen, um Bundesanleihen (einschließlich des Zinses) zurückzuzahlen, welche im Juli und August fällig werden. Es bedeutet nicht, dass das Land sofort im Verzug gerät, ohne die letzte Tranche von 7,2 Milliarden € des gegenwärtigen Hilfsprogramms einzulösen. Griechenland schaffte es, sein Budget im ersten Quartal von 2015 zu verbessern. Allerdings, gemäß Silvia Merler, wurde die Verbesserung hauptsächlich durch "die Hinausschiebung von Zahlungen an Dienstleister (z.B. Krankenhäuser), was kurzfristig effizient sein kann, aber eine Aufschiebung derartiger Zahlungen kann der Wirtschaft noch mehr schaden". In der Tat, Griechenlands Wirtschaft fiel wieder in eine Rezession im ersten Quartal als sein BIP sich von 0,4 %, von der Vorperiode, auf 0,2 % reduzierte. Außerdem, um die letzte Zahlung an IWF zu leisten, musste Griechenland seine Sonderziehungsrechte (gehalten von IWF) verwenden, um Geld von verschiedenen Teilen der Staatsverwaltung, öffentlichen Unternehmen und Rentenfonds zu leihen. So scheint es wahrscheinlich, dass sich die Regierung ins Stocken gerät, wenn doppelt so große Zahlungen zu leisten sind. Wirtschaftswissenschaftler glauben, dass Griechenland wahrscheinlich bis zum 20. Juli überleben wird, bis sie eine Zahlung an die EZB in Höhe von 3,5 Milliarden € leisten muss. Gemäß Peter Spiegel braucht Griechenland eine dritte Rettungszahlung in Höhe von 37,8 Milliarden €.
Die öffentlichen Finanzen sind nicht das einzige Problem. Die griechischen Banken stehen schlechten Darlehen und Depot-Ausflüssen gegenüber, und verlieren zusätzliche Sicherheiten, die sie zum Überleben brauchen. Griechenlands schlechte Finanzsituation wird durch die Kreditkosten zusätzlich erschwert. Griechenlands Schulden sind in der Eurozone am höchsten, und sie werden 180,2 % des BIP in diesem Jahr erreichen (sieh die Abb. 1).
Abb. 1: Griechenlands allgemeine Staatsschuld zum BIP (im %) zwischen 2011 und 2015
Allerdings, entgegen der gängigen Meinung, sind die Kosten der Schuldenlast nicht übermäßig, mit anderen Ländern und historischen Fällen verglichen. Es ist so, weil die Gläubiger die Zinssätze senkten und Zahlungsziele erweiterten (die durchschnittliche Fälligkeit von Griechenlands Schuld liegt jetzt bei 16,5 Jahren, also beim Doppelten dessen, was Deutschland und Italien hat). Zinszahlungen fielen von 7,3 % des BIP 2011 auf 4,3 % des BIP 2014 (und wenn man Abstriche wegen erstatteter und gestundeter Zinszahlungen berücksichtigt, muss Griechenland nur 2,6 % bezahlen), ähnlich zu den 4,4 % im Fall von Irland 2013, 4,8 % im Fall von Italien und 5 % im Falle Portugals. Deshalb zahlt Griechenland weniger als die Länder mit der deutlich niedrigeren Schuld-zu-BIP-Verhältnissen. Allerdings sind die Zahlungen, die in diesem Jahr fällig werden, ein echtes Problem.
Die Wahrheit ist, dass die griechische Regierung einfach nicht bereit ist, die Schuld vollständig zurückzuzahlen, besonders mit einer Wirtschaft, die in den in eine Rezession fällt. Sie konnte es tun, zum Beispiel Griechenlands Vermögen verkaufend, seine Wirtschaft deregulierend und liberalisierend, um völlig konkurrenzunfähige Exporte wiederzubeleben (Griechenland hat die am wenigsten wettbewerbsfähige Wirtschaft in der Eurozone), oder sein Rentenssystem reformierend, welcher 17,5 Prozent des BIP beträgt, während die durchschnittlichen Rentensystemausgaben in der Eurozone 13,8 Prozent des BIP betragen. Doch das wird nicht geschehen, weil die Regierung glaubt, dass Griechenland zum Opfer der übermäßigen Strenge wurde.
Zusammenfassend, die griechische Regierung wird Probleme haben, Zahlungen im Juli und August zu leisten. Es scheint unwahrscheinlich, dass Griechenland es schaffen wird, seine Schuldverpflichtungen im Sommer bedienen zu können, ohne Zustimmung seiner Gläubiger oder eines bedeutenden Eingriffs in seine echte Wirtschaft (in der Form eines Verzugs auf Verpflichtungen gegenüber seinen Dienstleistern und Angestellten). Es ist aber so, dass sogar eine neue Rettungszahlung nicht helfen würde, weil Griechenland - als die letzte Wirtschaft im sowjetischen Stil in Europa - ein Fass ohne Boden ist. Daher ist eine stabile Lösung, ohne wesentliche Reformen, in Griechenland nicht möglich.
So scheint es, dass in naher Zukunft Griechenlands Schuldkrise ein unterstützender Faktor für Goldpreise werden wird. Ängste bezüglich Griechenlands könnten in den kommenden Tagen steigen, und so könnte es auch bei den Goldpreisen werden, da das gelbe Metall als ein sicherer Hafen oder ein Hedgegeschäft gegen den Finanzaufruhr, der Griechenlands Zahlungsunfähigkeit folgen könnte, gekauft wird. Das war der Fall 2010, als die griechische Krise zum Kauf von Gold als Safe-Haben führte, und auch 2012, als der Goldpreis um die Zeit der "Grexit-Ängste" anstieg (siehe Abb. 2). Andererseits, wenn sich Ängste vermindern - zum Beispiel, weil das neue Rettungsangebot folgt - werden Goldpreise wahrscheinlich fallen.
Abb. 2: Goldpreise im US-Dollar (grüne Linie) und EUR (rote Linie) zwischen Mai 2005 und April 2015, mit ausgewählten Perioden von höchsten "Grexit-Ängsten".
Wenn Sie die obengenannte Analyse genossen haben, laden wir Sie ein, die volle Version dieses Berichts - in unserer Marktübersicht für Juni zu lesen. Wir analysieren die Beziehung zwischen den Problemen Griechenlands und dem Goldmarkt, sowie mögliche Szenarios der Krise Griechenlands. Abonnieren Sie unseren kostenlosen gold newsletter und seien Sie immer auf dem aktuellsten Stand.
Arkadiusz Sieron
Sunshine Profits Gold News Monitor und Market Overview Redakteur