Mainz (ots) - Der politische Wille, eine Lösung für Griechenland zu finden, ist stark - seit Jahren schon und immer noch. Sonst würden sich die Verantwortlichen nicht Monat für Monat diese quälenden Verhandlungen antun, bei denen die Fortschritte gering und die Fragen immer wieder die gleichen sind. Es überrascht aber nicht wirklich, dass derzeit häufiger als früher das Wort Grexit fällt. Doch wäre der Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone eine Lösung? Wohl nicht. Die Probleme wären nicht beseitigt, sie würden sich in andere verwandeln. Es wäre so, als würde man auf dem Weg ins Ungewisse lediglich eine andere Richtung einschlagen. Doch auch das derzeitig zähe Ringen um kurzfristige Sicherung der Liquidität ist vor allem für die unmittelbar Betroffenen, die rund elf Millionen Griechen, keine Perspektive. Die Zeichen stehen so ganz und gar nicht auf Stabilisierung. Die griechischen Banken leiden darunter, dass Einlagen abfließen - allein im April haben Unternehmen und private Haushalte 4,5 Milliarden Euro abgezogen, Anfang Juni waren es innerhalb von drei Tagen gar 1,2 Milliarden. Und auch das Gesundheitssystem ohne Basisabsicherung ist längst nicht mehr dessen würdig, was Europa jedem Bürger als Selbstverständlichkeit in einer hoch entwickelten Gemeinschaft zugestehen sollte. Weitermachen wie bisher nutzt keinem und schadet vielen. Tsipras hat vor der Wahl unrealistische Versprechen gemacht. Will er den Grexit vermeiden, muss er davon abrücken. Ein Referendum könnte klären, was die Mehrheit der Menschen in Griechenland will. Die Zeit dafür ist allerdings knapp. Am 30. Juni läuft das aktuelle Hilfsprogramm aus - eine Frist, bei der erstmals auf harte Drohungen Taten folgen könnten.
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