In der US-Gesundheitsbranche könnte es bald zu der größten Übernahme unter auf Versicherungen spezialisierten Konzernen kommen. Der Krankenversicherer Anthem will den Konkurrenten Cigna für insgesamt 54 Milliarden Dollar (rund 47,6 Mrd Euro) kaufen. Den Aktionären winkt dabei eine Offerte über 185 Dollar je Aktie und damit rund ein Fünftel mehr als das Papier nach der jüngsten Rally an der Börse zuletzt kostete. Anthem will die Offerte in etwa zu zwei Drittel in bar und zu einem Drittel mit eigenen Aktien bezahlen. Dies teilte das Unternehmen am Samstag in Indianapolis mit.
Der Wert der Cigna-Anteile liegt bei dem Gebot bei rund 47 Milliarden Dollar - dazu kommen noch rund sieben Milliarden Dollar Schulden. Wegen der Folgen der Gesundheitsreform, die vergangenes Jahr endgültig in Kraft getreten ist, gibt es seit Monaten Spekulationen über Fusionen in der Branche. Die ohnehin schon seit einigen Jahren stark steigenden Aktienkurse haben noch mal an Fahrt aufgenommen. So zog zum Beispiel der Cigna-Kurs alleine in diesem Jahr bereits um rund 50 Prozent an und baute damit die Gewinne der vergangenen drei Jahre auf 240 Prozent aus.
Auf Widerstand mit der Offerte stößt Anthem bei der Führungsspitze von Cigna. Diese will trotz wiederholter Versuche nicht ernsthaft über einen möglichen Zusammenschluss verhandeln. Aus diesem Grund hat Anthem die seit August 2014 laufenden Bemühungen öffentlich gemacht und den Aktionären mitgeteilt, wie eine konkrete Offerte aussehen könnte. Damit steigt der Druck auf das Cigna-Management. Anthem hofft jetzt auf neue Verhandlungen und ein vom umworbenenen Unternehmen gestütztes formelles Gebot bis Ende Juni.
Das Anthem-Interesse an Cigna nicht derzeit nicht das einzige
mögliche Vorhaben in der Branche. Einem Bericht des "Wall Street
Journal" von vergangener Woche zufolge zeigt der größte Konzern der
US-Gesundheitsranche, UnitedHealth
Außerdem soll der Gesundheitsdienstleister Humana auf mehreren Einkaufszetteln stehen: An dem Unternehmen könnten wiederum Cigna oder eventuell auch Aetna interessiert sein, um zum Beispiel auch eine nicht gewollte Offerte eines anderen Unternehmens abwehren zu können, indem man selbst zu teuer wird. Der Wert der Konzerne, die dabei über den Tisch gehen könnten, liegt im dreistelligen Milliardenbereich. "Es sind verrückte Zeiten", hatte ein Analyst vor kurzem gesagt.
Ausgelöst wurde das Spekulationsfieber durch die von US-Präsident Barack Obama eingeleitete Reform des US-Gesundheitswesens. Durch das vergangenes Jahr endgültig in Kraft getretene Gesetz "Patient Protection and Affordable Care Act" (PPACA) - wegen der heftigen politischen Auseinandersetzung darüber auch "Obamacare" genannt - ist die Zahl der Krankenversicherten in den USA deutlich gestiegen.
Gleichzeitig stieg der Kostendruck in der Branche, so dass es bereits zu einigen Fusionen und Übernahmen unter Gesundheitsdienstleistern gekommen ist - wobei die Versicherer hier bisher größtenteils außen vor geblieben sind. In diesem Segment der Branche laufen nach Einschätzung der Experten allerdings die ersten positiven Wachstumseffekte der Reform aus und der Kostendruck steigt, so dass jetzt hier eine Reihe von Zusammenschlüssen erwartet wird./zb/
ISIN US91324P1021 US00817Y1082 US1255091092 US4448591028 US0367521038
AXC0038 2015-06-20/21:28