Bremen (ots) - Ein paar Stunden, mehr nicht. Ein paar Stunden können der designierte SPD-Bürgermeister Carsten Sieling und die grüne Spitzenkandidatin Karoline Linnert durchatmen. Ihr Handschlag für die Kameras hat das Bündnis am Sonnabend besiegelt. Es ist abgemacht, was Rot-Grün in den nächsten vier Jahren angehen will. Und mit wem. Hand drauf. Aber wen interessiert das eigentlich noch? Jetzt schlägt die Stunde des Parteiapparates. Den ganzen Sonnabend und sehr wahrscheinlich noch am Sonntag wurde um jedes Wort, um jede Formulierung gerungen. Nichts darf missverständlich sein, nichts durchrutschen. Verfasst werden soll ein politisches Kursbuch. Das ist nichts für die Wahlkämpfer, das ist etwas für Fachpolitiker und Strategen aus dem Hintergrund. Für die Großkopferten geht am Montag das große Geschäft weiter. Den frisch gedruckten Koalitionsvertrag unterm Arm wollen Karoline Linnert und Carsten Sieling die bisher schuldig gebliebenen Inhalte vorstellen. Wie geht's weiter mit der Bildung? Wie mit den Finanzen? Alles wichtige Fragen. Und genau da nähern wir uns einem großen Problem. Denn die Antworten auf solche Fragen interessieren immer weniger Menschen. Die wirklich wichtige Frage dieser Koalition ist: Wie kann Rot-Grün es schaffen, das zu ändern? Die Bremerinnen und Bremer wieder für Politik und die Zukunft ihres Bundeslandes begeistern? Im Koalitionsvertrag werden viele kluge Gedanken versammelt sein und vielleicht auch die eine oder andere Lösung für eines der Bremer Probleme. Eine Antwort auf die wirklich drängende Frage, wie Politik und Bevölkerung wieder zueinander finden, die wird das Papier allerdings kaum geben. Das viel zitierte "Rückchen", das nach der Wahl durch das politische Bremen gegangen ist, ist ein Anfang. Neue Ressorts, ein neues Gesicht im Bremer Senat. Ein bisschen was ist passiert. Reichen wird das allerdings nicht. SPD und Grüne haben sich die Hand gegeben - nach langem Hin und Her. Wochenlang haben sie sich mit sich selbst beschäftigt. Jetzt müssen sich sie wieder um Bremer Probleme kümmern. Und um ihre Wähler.
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