Bielefeld (ots) - Sportler sind viel einsichtiger als Politiker. Ein Sprinter würde nie auf die Idee kommen, wettbewerbsmäßig im Marathon zu starten. Und nie glauben, beim Sprung vom Zehn-Meter-Turm eine gute Figur zu machen. In der Politik ist das anders, da kann man alles. Thomas de Maizières gewinnt in dieser Disziplin Gold. Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts, dann die Verteidigung nach außen, jetzt die nach innen. Als Innenminister ist er für den Sport zuständig - aber eigentlich nicht dazu befähigt. In der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« forderte er erneut mehr Medaillen - bei reduziertem Etat. Und berief sich darauf, dass ein wirtschaftlich so starkes Land mehr Medaillen gewinnen müsse. Und dann noch bei der Sporttradition in Deutschland. Zirka 60 Medaillen (nicht 44 wie in London) sollten es doch, bitteschön, in Rio werden. Die Tradition, die zu den Erfolgen Deutschlands oder vor allem zuvor der DDR und BRD geführt hat, war Doping. Es war nach der Wiedervereinigung das Abschöpfen des DDR- Erbes in Form von Athleten, Trainern und wissenschaftlichem Know-how. Ach ja: Das Erhaltenswerte, die Sportschulen der DDR, fielen dem Sparzwang gleich zum Opfer - außer Kienbaum, jenem Ort also, den der Minister am vergangenen Montag besucht hatte. Und dann die Sache mit der Wirtschaftskraft: Die sagt nun wirklich nichts darüber aus, wie viel Geld in den Spitzensport fließt. Dort nimmt Deutschland eben keinen Spitzenplatz ein. Das wird von Politikern nur behauptet. Sollte die Olympiabewerbung von Hamburg Erfolg haben, können sich die Herrschaften mal bei Sebastian Coe informieren, wie viel Geld in Großbritannien nicht nur in Beton, sondern auch in Beine investiert wurde. Streiche Millionen, setze Milliarden: Das war das Erfolgsrezept. Durch groteske Forderungen werden die Sportler nicht besser. Das sollte man doch spätestens nach den unrealistischen Medaillenerwartungen, die es vor den Spielen in London gegeben hatte, gelernt haben. Und wenn man den Kampf um das knappe Gut Medaillen verschärft, wird die Verführung zu dopen nicht geringer. Gleichzeitig wird der Antidopingkampf (richtigerweise, aber mit falschen Methoden) verschärft: Das kann man auch heuchlerisch nennen. Sport und Politik: Das gehört nicht zusammen. Die Athleten schwitzen und verdienen nach dem Training noch das Geld zum Leben, die Politiker sonnen sich in ihrem Glanz. Aber vielleicht ist es ja das, was Thomas de Maizière unter Sporttradition in Deutschland versteht.
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