Bielefeld (ots) - Von wegen "Weltgeschichte vollzieht sich immer im Schneckentempo"! Im kubanisch-amerikanischen Verhältnis gibt der Turbo die Geschwindigkeit vor. Nur sieben Monate nach der historischen Ankündigung Barack Obamas, nach 50 Jahren der Eindämmungspolitik etwas anderes im Umgang mit dem widerständigen Castro-Regime zu versuchen, weht die kubanische Flagge in Washington. Mit der Wiedereröffnung der Botschaft, die 1961 nach der kommunistischen Revolution in ein künstliches Koma versetzt wurde, ist der Kalte Krieg vorbei. Diplomatische Kontakte auf Augenhöhe, wie sie umgekehrt auch in Havanna etabliert werden, markieren das Ende einer ideologischen Zwangsfeindschaft, die Amerikas Ansehen im lateinamerikanischen Hinterhof stark beschädigt hat. Beste Amigos werden die ungleichen Nachbarn aber noch nicht. Der US-Präsident möchte den Prozess vorantreiben. Er setzt auf die Strategie "Wandel durch Annäherung". Das würde eher früher als später im Liften der ökonomischen Käseglocke enden, die Kuba zur Strafe übergestülpt wurde. Die Republikaner aber wollen das Embargo nicht aufgeben. Sie sagen: Erst müssen die Castros und ihr Einparteienstaat, der Menschenrechte wie Demokratie schleift, in Sack und Asche abdanken. Maximalforderungen, die ins Leere zielen. Aber mit ihrer Mehrheit im Kongress behalten die Konservativen das Blockade-Instrument in der Hand. Eine Konstellation, die Gefahren birgt. Auf Kuba lässt sich der Geist der partiellen Freiheit nicht mehr zurück in die Flasche sperren. Amerikanische Flug- und Fährgesellschaften arbeiten daran, die Zuckerinsel zu erschließen. US-Konzerne, die Milliardengeschäfte wittern, schicken Lobbyisten nach Havanna. Investoren aus dem Milieu der Exilkubaner in Florida warten darauf, die Goldgräberstimmung in Dollar zu verwandeln. Schon wird Europa nervös und versucht einen Fuß in die Tür zu kriegen - auch darum der Besuch von Außenminister Steinmeier. All das schafft Erwartungen in der kubanischen Bevölkerung. Kommen die Reformen nicht spürbar zum Nutzen vieler in Gang, bricht sich neokolonialistischer Raubtierkapitalismus Bahn, der nur den Eliten die Taschen füllt. Das Regime würde darauf womöglich mit Repression und Gängelung antworten.
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