Bielefeld (ots) - Deutschland hat zu viele Krankenhäuser. Zumindest behauptet das regelmäßig die Politik. Die Untersuchung des RWI in Essen legt nahe, dass die These nicht so ganz falsch ist. Zumindest wären auch nach Schließung der defizitären Häuser noch genügend Standorte und Betten vorhanden. So weit, aber eben nicht so gut. Die Diskussion zeigt zweierlei: Eine rein finanzielle Betrachtung wird der Krankenhausfrage nicht gerecht. Und: Es braucht eine zentrale Hand, die das Krankenhaussystem zumindest im Kern steuert. Das System der Kommunen, Regierungsbezirke und Länder ist viel zu zerfasert, um eine für die Zukunft gerüstete Krankenhauslandschaft aufzubauen. Natürlich kämpft jede Kommune um ihr Krankenhaus. Das ist ihr gutes Recht. So, wie Stadtteile um den Erhalt von Grundschulen ringen und die Schließung von Freibädern so lange hinauszögern wie nur irgend möglich. Fakt ist aber auch, dass gerade bei den (zu) kleinen Grundversorgern die Behandlungsqualität nicht immer den gewünschten Werten entspricht. Ganz zu schweigen von der finanziellen Überlebensfähigkeit bei geringer Quantität. Doch es ist schwer, im Gesundheitssystem, dem Reich der vielen Fürsten, den Überblick zu behalten. Nein, es geht hier nicht um das Hohelied der staatlichen Versorgung. Dass die dem deutschen System der Selbstverwaltung und freien Berufe nicht überlegen ist, zeigt der Blick in Nachbarländer. Wenn aber regionale Betroffenheiten den Blick verzerren, muss eine zentrale Steuerung her. Nicht unbedingt in Form einer bundesweiten Behörde, aber zumindest in Form von Richtlinien und Gesetzen. Darin muss geregelt sein, was als Mindest- und Maximalversorgung zu erhalten ist und ob es überall ein ausgewachsenes Krankenhaus braucht oder ein Alternativmodell ausreicht. Vor allem aber müssen sie regeln, wer im Zweifelsfall entscheidet. Den Rest - und das gilt besonders für Ballungsräume mit hoher Klinikdichte - regelt wohl tatsächlich der Markt selbst.
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