Bielefeld (ots) - Deutschland ist nicht wirklich überrascht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel im Amt bleiben und eine erneute Kandidatur für 2017 anstreben will. Warum auch nicht? Wir befinden uns in einer Wohlfühl-Arena, wie wir sie in der bundesdeutschen Geschichte selten erlebt haben: Wirtschaft stabil, Finanzen ebenfalls, Deutschland und die Deutschen weltweit geachtet, Regierung der Großen Koalition friedlich. Noch vor nicht allzu langer Zeit gingen viele davon aus, dass die Wähler 2017 bis zu sechs Parteien in den Bundestag schicken würden. Schon wurde über eine neue große Koalition, vielleicht eine Vier-Parteien-Koalition oder gar einer Minderheitsregierung, spekuliert. Nichts davon ist geblieben. Die AfD hat sich aufgespalten. Der FDP kann den positiven Trend aus den Ländern bundesweit nicht stabilisieren. Die SPD scheint festgenagelt an der 25-Prozent-, Grüne und Linkspartei an der 10-Prozent-Marke. Die Deutschen wollen keine Veränderung. Das ist indes auch das Risiko aller Kandidaturen für 2017. Schon einmal lag Mehltau überm Land, als 1996/97 der Altkanzler Helmut Kohl sich zu einer fünften Amtszeit anschickte. Kohl war zu dieser Zeit auf der Höhe seiner Akzeptanz und Macht - und wurde doch abgewählt. Merkel, die das selbst damals miterlebte, weiß das genau. Sie wird gleichwohl auf Kohls Spur bleiben und kandidieren müssen. Es gibt keine andere Persönlichkeit, die derzeit das Vertrauen der Wähler so auf sich zieht. Das ist das Problem der SPD, die sich bereits eine Debatte leistet, ob es überhaupt Sinn macht, einen Kandidaten - oder eine Kandidatin - gegen die Kanzlerin ins Rennen zu schicken. Das ist aber auch das Risiko Merkels und der Union: Hinter der Kanzlerin nämlich ist auch in der größeren Volkspartei niemand, der das Vertrauen der Wähler besitzt. Wäre also am Sonntag Wahl, wäre alles entschieden. Noch aber sind es etwas mehr als zwei Jahre bis dahin. Oder frei nach des Dichters Wort: Der Vorhang auf - und alle Fragen offen.
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