Cottbus (ots) - Mit Erziehern und Eltern wird gerade auf sehr unverantwortliche Weise gespielt. Nicht absichtlich, aber im Ergebnis. Von den Gewerkschaften, namentlich von Verdi-Chef Frank Bsirske, der die Erzieher auf die Bäume eines harten Arbeitskampfes gejagt hat. Und von der Politik, die die Forderungen der Streikenden mit wohlwollenden Worten begleitete. Darunter Familienministerin Manuela Schwesig und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Mit den angekündigten neuen Streiks wird sich die Stimmung zwischen den Erziehern und ihren Kunden, den Eltern, noch weiter verschlechtern. Dabei müssten sie eigentlich an einem Strang ziehen. Denn der Erzieherberuf ist in Deutschland tatsächlich unterbewertet, wie Schwesig und Gabriel sagen, wie Bsirske dankbar aufgegriffen hat. Doch ohne mehr Geld für die Kommunen geht eine schnelle Anpassung nicht, das hätten alle Seiten wissen können. Selbst die eingesetzten Schlichter sahen keinen finanziellen Spielraum für die geforderte flächendeckende Höhergruppierung um rund zehn Prozent Gehaltsplus. Jetzt, nach der Ablehnung des Schlichterspruches durch die Gewerkschaftsbasis, ist der Schlamassel perfekt: Bsirske kann die Erwartungen, die er geweckt hat, nicht erfüllen, die Erzieher gehen nicht wieder runter von den Bäumen, und die Politiker sind alle im Urlaub. Dieser Tarifkonflikt darf aber nicht durch Ausbluten, durch Erschöpfung gelöst werden, nicht auf dem Rücken der Eltern. Er muss vielmehr politisch von jenen gelöst werden, die ihn letztlich auch politisch ausgelöst haben. Aus der Sonntagsrede, dass uns die Kinderbetreuung viel mehr wert sein muss als bisher, muss Wirklichkeit werden. Vielleicht in einem Stufenplan, aber in jedem Fall schneller als geplant.
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