Bielefeld (ots) - Da wurde zuerst wochenlang verhandelt - ohne Ergebnis. Dann wurde wochenlang gestreikt - ohne Ergebnis. Dann wurde wochenlang geschlichtet - mit einem Ergebnis. Jetzt wurde wochenlang abgestimmt - mit dem Ergebnis, dass das Schlichtungsergebnis Mist ist. Alles zurück auf null. Die gewerkschaftliche Basis der Erzieher und Sozialarbeiter hat dem Schlichterspruch eine deutliche Abfuhr erteilt. 70 Prozent gegen den Spruch lassen keine anderen Interpretationen zu. Ihren Gewerkschaftsspitzen haben die Mitglieder gleich einen Denkzettel mitverpasst. Die hatten in Verkennung der Stimmung an der Basis, wenn auch verhalten, den Schlichterspruch unterstützt und für dessen Annahme geworben. Das war schon der zweite Fehler der Verantwortlichen in dieser Tarifrunde. Der erste: Die Gewerkschaftsfunktionäre hatten die Erwartungen vor der Runde viel zu hoch geschraubt. Durch bessere Eingruppierungen sollten Lohnerhöhungen von im Schnitt zehn Prozent herausspringen. Da sind den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in Kitas und sozialen Einrichtungen die von den Schlichtern empfohlenen 2 bis 4,5 Prozent mehr auf der Gehaltsabrechnung natürlich zu wenig. Doch bei allem Verständnis dafür, dass die Erzieherinnen deutlich mehr leisten als noch vor Jahren und besser ausgebildet sind, und auch dafür, dass diese wichtige Arbeit gesellschaftlich besser anerkannt werden muss: Zehn Prozent Lohnsteigerung in einem Schritt ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal die Arbeitgeber in diesem Wirtschaftszweig keine Chance haben, einen Teil der höheren Löhne über die Steigerung der Produktivität wieder hereinzuholen. Das müssten im Zweifel zu großen Teilen die Eltern über höhere Kita-Gebühren zahlen. Immerhin haben sich die Gewerkschaftsmitglieder nicht direkt für einen neuerlichen Streik ausgesprochen. Jedenfalls die GEW-Mitglieder nicht. Zum Glück. Verdi muss noch intern beraten, wie es weitergeht. Eine verfahrene Situation, bei der eine schnelle Lösung nicht in Sicht ist.
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