Regensburg (ots) - Die Opposition gegen die eiserne Austeritätspolitik der konservativen Regierung ist Jeremy Corbyns Markenzeichen, und er trifft damit den Ton in seiner Partei. 60 Prozent der Labour-Parteimitglieder denken, dass man die Wahl verloren hatte, weil Labour nicht energisch genug gegen die Sparpolitik vorging. Innerhalb der Gesamtbevölkerung denken das nur 27 Prozent. Labour ist zur Zeit mehr an der ideologisch reinen Lehre interessiert als daran, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Man fühlt sich an Brecht erinnert, der den Mächtigen empfahl, das Volk aufzulösen und sich ein neues zu wählen. Viele in der Labour-Partei denken, dass die Briten, die im Mai überraschend der Konservativen Partei eine absolute Mehrheit bescherten, sich beim nächsten Durchgang von einem noch linkeren Wahlprogramm wohl schon noch umstimmen lassen werden. Das ist natürlich Unsinn. Die Gefahr steht im Raum, dass sich die größte Oppositionspartei auf ein Jahrzehnt hinaus unwählbar macht. Das wäre nicht nur für die Linke im Lande schlecht, sondern für die Demokratie im Königreich insgesamt. Den Konservativen würde ein glaubwürdiger Gegner fehlen. Mit Premierminister Cameron unzufriedene Hinterbänkler, von denen es genug gibt, würden ermuntert, eine noch schärfere Linie bei den Themen Immigration oder Europa zu verlangen. Mit Corbyn als Labour-Chef hätten sie da sogar einen Mitstreiter: Der Alt-Linke wollte ausdrücklich nicht ausschließen, bei dem anstehenden Referendum für einen Austritt aus der EU zu stimmen.
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