Cottbus (ots) - Schon die Idee, Sicherheitskontrollen im Zugverkehr einführen zu wollen, ist grotesk. Züge fahren kreuz und quer durchs Land, an jeder Station kann ein möglicher Attentäter ein- und aussteigen, in jedem Waggon ein potenzieller Terrorist sitzen. Wer will das kontrollieren? Im Flugverkehr ist das etwas anderes. Die Zahl der Einstiegsmöglichkeiten - sprich Flughäfen - ist überschaubar, die Gebäude dafür ausgelegt, jeden Passagier zu kontrollieren und zu durchleuchten. Versuchen Sie das nur einmal an der Strecke Berlin - Cottbus und Sie sind zum Scheitern verurteilt - ganz zu schweigen von den Verspätungen, die dadurch zusätzlich auf die Reisenden zukommen würden. Allein der Gedanke, im Cottbuser Bahnhof, der nicht einmal einen Aufzug zu jedem Gleis hat, Metalldetektoren oder Sicherheitsschranken einzubauen, ist lächerlich. Es sind aber nicht nur technische Probleme, die der Sicherheit in Zügen Grenzen setzen. Es ist das Wesen des Zugverkehrs selbst. Die Bahn ist ein Verkehrsmittel, das von möglichst vielen Menschen in möglichst großer Fläche genutzt werden soll. Das zu überwachen, wäre eine Herkulesaufgabe, der sich niemand gewachsen fühlen kann, schon gar nicht die Polizeikräfte von Land und Bund, die sich einem stetigen Personalabbau gegenübersehen. Nein, der Bahnverkehr wird immer ein chaotisches System bleiben - und damit ein "weiches Ziel" für Terroristen. Ähnlich wie bei Volksfesten oder anderen großen Menschenansammlungen wird man eine hohe Sicherheit hier nicht garantieren können. Terroristen, die bewusst in Kauf nehmen, unschuldige Menschen in den Tod zu reißen, werden ihre Opfer finden - egal, was sich Europas Innenminister ausdenken. Die jetzt in Paris diskutierten Pläne sind deshalb nicht anderes als ein Beruhigungszäpfchen. Die Sicherheitspolitiker wollen zumindest die Illusion von Sicherheit erzeugen und schicken deshalb mehr Streifen in die Züge. Diese Schwerbewaffneten werden einen Terroristen kaum stoppen, wirken aber zunächst einmal als Signal an die Passagiere: Schaut her, wir sind da! Auch das ist eine Aufgabe der Sicherheitspolitik. Vereiteln lassen sich Terrorakte so nicht. Dabei helfen nur verdeckte Ermittlungen - oder Glück, wie beim vereitelten Anschlag im Thalys. Beides lässt sich aber schlecht öffentlich präsentieren. Deshalb haben die Minister in Paris die große Show präsentiert - und hoffentlich alles andere im Stillen besprochen.
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