Von Emre Peker, Ian Talley und Todd Buell
ANKARA (Dow Jones)--Die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) hat sich bei ihrem Treffen im türkischen Ankara darauf verständigt, "entschieden" gegen die anhaltende Schwäche der Weltwirtschaft vorzugehen. Das sagte der stellvertretende türkische Premierminister Cevdet Yilmaz am Samstag nach dem Ende des zweitägigen G20-Treffens.
Die Gespräche in der Türkei wurden dominiert von der Sorge um die Wirtschaftsabschwächung in China. Die Lage in Europa, die zuletzt jedes international hochrangige Treffen dominiert hatte, stand nach Angaben des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble dieses Mal nicht im Mittelpunkt der Beratungen.
Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, forderte die führenden Staaten dazu auf, strukturelle Reformen rasch umzusetzen. Der IWF gehe davon aus, seine Wirtschaftsprognose für das laufende Jahr zum Teil wegen der Abschwächung des Wachstums in China weiter herunterzuschrauben zu müssen. Schon jetzt geht der IWF vom schwächsten Wachstum seit dem Ende der Finanzkrise aus.
"Die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft haben sich erhöht, vor allem für die Schwellenländer", sagte Lagarde am Ende des G20-Treffens. Ins gleiche Horn stieß auch der stellvertretende türkische Premier. "Das Wachstum der Weltwirtschaft fällt schwächer aus als von uns erwartet, und wir sind uns der Risiken und Herausforderungen wohl bewusst", sagte Yilmaz in Ankara. "Die Welt braucht eine bessere Zusammenarbeit der wichtigsten internationalen 'Player', und sie braucht effektivere Entscheidungsmechanismen."
Die Finanzminister und Notenbankchefs kamen bei ihrem Treffen in Ankara auch darüber überein, dass die Geldpolitik nicht allein die Ungleichgewichte im globalen Wachstum ausgleichen könne, sagte Yilmaz weiter. Die führenden Staaten wären daher übereinstimmend der Meinung, dass strukturelle Reformen für ein anhaltendes und ausgeglichenes Wachstum der Weltwirtschaft notwendig seien.
In dieser Richtung konnte der deutsche Finanzminister erste Erfolge erkennen. Europa erlebe in vielen Teilen die Bereitschaft zu mehr Reformen, merkte Schäuble nach dem zweitägigen Treffen an.
Vertreter der G20 hatten zuletzt davor gewarnt, dass es der Gruppe nicht gelingen dürfte, ihre wirtschaftliche Leistungskraft wie verabredet bis 2018 um 2 Prozent zu steigern. Aber immerhin hat China nach Aussagen von Teilnehmern des Treffens versichert, es sei in der Lage, mittelfristig ein Wachstum von 7 Prozent jährlich beizusteuern. Yilmaz sagte, Vertreter Pekings hätten sich zuversichtlich gezeigt, dass das Land die jüngsten Volatilitäten überwinden könne.
Uneinheitlich hätten sich die G20-Staaten zu einer möglichen Zinswende in den USA geäußert, berichtete der türkische Vize-Premier. Einige Mitglieder hätten die Meinung vertreten, eine baldige Zinserhöhung in den USA könne vorteilhaft für die globale Wirtschaftsentwicklung sein. Andere hätten die US-Notenbank Federal Reserve dagegen aufgefordert, noch eine Weile länger stillzuhalten.
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September 05, 2015 12:00 ET (16:00 GMT)
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