Auf der Sitzung am vergangenen Donnerstag hat der EZB-Rat zwar beschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,05 Prozent, 0,30 Prozent bzw. -0,20 Prozent zu belassen, doch angesichts der jüngsten Entwicklungen an den Märkten sah sich EZB-Präsident Mario Draghi genötigt, den Märkten eine Beruhigungspille zu verabreichen. Die Notenbank will ihre Feuerkraft bei den Anleihekäufen notfalls ausweiten. „Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist“, sagte Draghi.
Reduzierte Inflations- und Wachstumserwartungen
Grund für die Aussagen waren reduzierte Inflations- und Wachstumsschätzungen. Bei den Wachstumsprojektionen beruhen die Abwärtsrevisionen vornehmlich auf einer schwächeren Auslandsnachfrage. Die derzeitige Entwicklung in den Schwellenländern hat aus Sicht der EZB das Potential, das Wachstum weiter negativ zu beeinflussen. Der Inflationsausblick hat sich hauptsächlich wegen der Ölpreise verändert. Vor diesem Hintergrund senkte die EZB ihre Prognose für die Inflationsrate in der Euro-Zone 2015 von 0,3 auf 0,1 Prozent. Für 2016 beträgt die Abwärtsrevision 0,4 Prozentpunkte auf nun 1,1 Prozent. Die Wachstumsschätzungen für das laufende Jahr und die kommenden beiden Jahre betragen nun 1,4 Prozent, 1,7 Prozent und 1,8 Prozent (bisher: 1,5 Prozent, 1,9 Prozent und 2,0 Prozent).
Maßnahmen werden an aktuelle Situationen angepasst
Es gab aber auch Maßnahmen, welche die EZB sofort umsetzt. So wurde zum Ankaufprogramm die bisher selbstgesetzte Grenze von höchstens 25 % einer Wertpapieremission auf 33 % erhöht. Den Rahmen für die Notfall-Hilfen an griechische Banken wurde dagegen gesenkt. Die Obergrenze für die Ela-Kredite wurde zum zweiten Mal in zwei Wochen gekappt, teilte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag nach der Zinssitzung mit.
Nach der Zinssitzung der EZB wird sich der Fokus der Anleger nun auf die US-Notenbank richten, die am 17. September über den Leitzinssatz in den USA entscheiden wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 06.09.2015)
Sie möchten zukünftig derartige Marktanalysen kostenlos in Ihr E-Mail-Postfach bekommen? Dann melden Sie sich zu unserem kostenlosen Börsennewsletter Geldanlage-Brief an auf www.geldanlage-brief.de