Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Mit Aufschlägen hat die Wall Street am Freitag eine volatile Handelswoche beendet. Die mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank und die Möglichkeit einer Zinswende waren das dominierende Thema am Markt. Und die Unsicherheit, ob die Fed wirklich an der Zinsschraube drehen wird, war weiterhin hoch. "An diesem Punkt ist jeder auf das Fed-Treffen in der kommenden Woche fixiert und bis dahin dürfte auch die Volatilität weiter hoch bleiben", sagte Stratege Randy Frederick vom Schwab Center for Financial Research.
Die Wall Street hatte in der abgelaufenen Woche abwechselnd mit steigenden oder fallenden Kursen geschlossen - ein Ausdruck der Nervosität am Markt. "Die Fed könnte untätig bleiben, aber eine Erhöhung noch vor Jahresende ankündigen. Oder sie könnte eine Erhöhung beschließen, gleichzeitig aber signalisieren, dass erst einmal keine weiteren Zinsschritte folgen werden", sagte Analyst Andrew Brenner von National Alliance Capital Markets.
Der Dow-Jones-Index erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 16.433 Punkte und ging damit lediglich zwei Punkte unter seinem Tageshoch aus dem Handel. Der S&P-500 kletterte um 0,4 Prozent auf 1.961 Punkte, der Nasdaq-Composite stieg um 0,5 Prozent auf 4.822 Punkte. Der Umsatz ging weiter zurück auf 0,83 (Donnerstag: 0,95) Milliarden Aktien. Auf 1.693 (1.675 Kursgewinner kamen an der NYSE 1.463 (1.460) -verlierer, unverändert gingen 83 (117) Titel aus dem Handel.
Die Konjunkturdaten des Tages wurden vor dem Hintergrund der anstehenden Fed-Sitzung zwar genau auf Hinweise abgeklopft, lieferten letztlich aber kaum Orientierungshilfe für den Markt. So fielen die Erzeugerpreise mit einem unveränderten Stand etwas höher aus als der erwartete leichte Rückgang. Ein Anziehen der Teuerung erleichtert der US-Notenbank die Zinswende. Dagegen hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im September deutlicher eingetrübt als erwartet. Dies spricht eher gegen eine Zinserhöhung in der kommenden Woche. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA fiel laut der ersten Umfrage im Monat auf 85,7 Punkte. Ökonomen hatten einen Wert von 91,6 erwartet, nach 91,9 im Vormonat.
Die schwache Verbraucherstimmung sorgte allerdings für erhöhte Nachfrage bei den US-Anleihen. Die Daten legten nahe, dass die jüngsten Verwerfungen an den globalen Aktienmärkten das Vertrauen der US-Verbraucher negativ beeinträchtigt haben, hieß es von einem Teilnehmer. Nachdem die Rendite zehnjähriger Papiere am Vortag auf ein Monatshoch gestiegen war verlor sie nun drei Basispunkte auf 2,18 Prozent. Auf Wochensicht verzeichnete die Rendite allerdings ein klares Plus, was darauf schließen läßt, dass die Erwartung einer Zinserhöhung gesunken ist, so Analyst Larry Milstein von R.W. Pressprich & Co.
Die Ölpreise standen derweil unter Druck. Das Barrel der US-Sorte WTI fiel zum US-Settlement um 2,8 Prozent auf 44,63 Dollar. Für ein Fass Brent ging es um 1,5 Prozent auf 48,14 Dollar nach unten. Saudi-Arabien hat laut einem Medienbericht eine außerplanmäßige Opec-Konferenz abgelehnt, die Venezuela wegen des rasanten Verfalls der Preise kürzlich vorgeschlagen hatte. Zudem hat Goldman Sachs die Prognose für den WTI-Ölpreis gesenkt und sieht ihn auf Monatssicht nun bei 38 statt bisher 45 Dollar, auf Sicht von 12 Monaten bei 45 statt 60 Dollar. Der Markt sei noch stärker überversorgt als bislang gedacht, sagten die Analysten, die sogar im Extremfall ein Abrutschen des Preises auf 20 Dollar für denkbar halten.
Der Euro konnte seine Vortagesgewinne zum Dollar noch ausbauen und notierte im späten US-Handel deutlicher über der Marke von 1,13 Dollar. Die gemischt ausgefallenen US-Konjunkturdaten und die volatilen globalen Aktienmärkte haben bei den Investoren die Überzeugung steigen lassen, dass die US-Notenbank in der kommenden die Zinsen noch nicht erhöhen wird, sagte ein Teilnehmer. Ein negatives Szenario für den Greenback.
Der Goldpreis gab ebenfalls nach und beendete die dritte Handelswoche in Folge mit einem Minus. Zum US-Settlement notierte die Feinunze 0,5 Prozent niedriger bei 1.103,30 Dollar. Auf Wochensicht steht ein Abschlag von 1,6 Prozent zu Buche. Der Markt sei ganz im Bann der US-Notenbanksitzung, so ein Teilnehmer. Sollte die Fed die Zinsen anheben, dürfte hiervon der Dollar profitieren. Dies wäre wiederum belastend für in Dollar gehandelte Rohstoffe wie Gold. Sollte die Fed allerdings keine Änderung vornehmen, dürfte dies den Goldpreis beflügeln, denn niedrige Zinsen erhöhen die Attraktivität des zinslosen Goldes, das überdies als Inflationsschutz gesehen wird.
Bei den Einzelwerten standen Pfizer im Blick, nachdem der Pharmakonzern vor einem britischen Gericht eine Niederlage im Patentfall um den Umsatzbringer Lyrica verloren hat. Die Aktie gewann nach anfänglichen Verlusten schließlich 1,1 Prozent. Pläne des Flugzeugbauers Boeing fanden Zuspruch bei den Analysten der Bank of America. Falls Boeing sich zur Produktion eines neuen Flugzeugs mit 200 bis 250 Sitzen entschließe, gebe es eine Nachfrage für fast 2.700 Maschinen, urteilen die Experten. Für Boeing ging es um 0,8 Prozent nach oben.
General Electric setzt die Verkleinerung seiner Finanzsparte GE Capital fort und hat jetzt den Bereich Verkehrs-Finanzierung in einem nicht näher bezifferten Milliardengeschäft an die Bank of Montreal (BMO) verkauft. Außerdem könnte der US-Konzern bald den Verkauf des Asset Managements auf den Weg bringen, das ein Vermögen von 115 Milliarden US-Dollar verwaltet. Entsprechende Überlegungen hat GE jetzt angekündigt. Die Aktien schlossen mit einem Plus von 1,1 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.433,09 0,63 102,69 S&P-500 1.961,05 0,45 8,76 Nasdaq-Comp. 4.822,34 0,54 26,09 Nasdaq-100 4.323,23 0,63 26,93 Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-year 99 26/32 up 1/32 0,709% -2,0 Bp 1% 3-year 99 29/32 up 2/32 1,032% -2,4 Bp 1 3/8% 5-year 99 11/32 up 5/32 1,513% -3,2 Bp 1 7/8% 7-year 99 28/32 up 7/32 1,892% -3,6 Bp 2 1/8% 10-year 98 10/32 up 9/32 2,183% -3,4 Bp 2 1/2% 30-year 98 16/32 up 23/32 2,944% -3,8 Bp DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.05 Uhr Do, 17.25 Uhr EUR/USD 1,1342 0,44% 1,1292 1,1275 EUR/JPY 136,74 0,26% 136,39 135,90 EUR/CHF 1,0986 0,02% 1,0984 1,0945 USD/JPY 120,56 -0,16% 120,75 120,55 GBP/USD 1,5430 -0,12% 1,5449 1,5473 ===
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September 11, 2015 16:22 ET (20:22 GMT)
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