Frankfurt (ots) - Assets aus den Emerging Markets haben sich in den vergangenen Monaten und Wochen äußerst enttäuschend entwickelt. Das betrifft unter anderem die Aktien aus Schwellenländern. So hat etwa der brasilianische Bovespa binnen drei Monaten fast 13% an Wert eingebüßt. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich eine negative Performance von 7%. Das Marktbarometer der Börse Istanbul büßte im laufenden Turnus bereits 16% ein. Der russische Micex hat gegenüber dem Zwischenhoch von Anfang des Jahres auch wieder deutlich nachgegeben. Am schlimmsten hat es Schanghai mit einem Einbruch von 43% binnen drei Monaten erwischt.
Schätzungen zufolge sollen Anleger aus den entwickelten Ländern Mittel im Volumen von rund 1 Bill. Dollar aus den Emerging Markets abgezogen haben - eine Summe, die an die große Asienkrise Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert. Das hat auch Währungen der Schwellenländer hart getroffen. Allein seit dem 10. August hat sich der brasilianische Real um 9% abgeschwächt und der Rubel um fast 8%. Die türkische Lira verzeichnete in dem gleichen Zeitraum ein Minus von rund 8,5%.
Blick auf die Fed
Für die Misere der Emerging-Markets-Assets gibt es zwei Ursachen: zum einen die avisierten Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und zum anderen die sich vor allem an China festmachende Angst vieler Investoren, dass sich die Erfolgsgeschichte der Volkswirtschaften der Schwellenländer grundsätzlich ihrem Ende zuneigen könnte. Besonders der letzte Punkt ist von großer Bedeutung: Sollten viele Anleger wie bereits im Rahmen der Asienkrise von 1997/98 die Grundsatzfrage, ob Investitionen in Assets der Schwellenländer längerfristig gewinnbringend sind, mit Blick auf die zu beobachtenden konjunkturellen Abschwächungen negativ beantworten, dürfte der Mittelabzug gerade erst begonnen haben.
Allerdings sieht es derzeit eher nach einer gewissen Beruhigung der Lage aus. Die Mittelabzüge aus Aktien und Anleihenfonds, die sich auf diese Ländergruppe spezialisiert haben, haben sich mittlerweile deutlich verlangsamt. Zudem ist den Investoren und Analysten nicht entgangen, dass sich viele Länder insbesondere in Asien in einem deutlich besseren Zustand präsentieren als 1997. So sind die Leistungsbilanzdefizite der Länder deutlich niedriger als vor der Asienkrise und weisen in der Regel auch eine positive Tendenz auf. Außerdem sind die Auslandsschulden der Staaten und der privaten Sektoren bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt meist niedriger als Ende der neunziger Jahre, womit die Anfälligkeit der Volkswirtschaften kleiner geworden ist. Ein Vorteil ist auch, dass im Gegensatz zu 1997 weitaus weniger Währungen an den Dollar gekoppelt sind. Die Devisenkurse können als Stoßdämpfer agieren - und haben dies ja auch schon in deutlichem Ausmaß getan.
Die Anpassungen sind außerdem schon weit fortgeschritten: Wie die Analysten von Credit Suisse berechnet haben, weist ein typischer Bärenmarkt der gesamten Emerging-Markets-Aktien eine gegenüber dem Durchschnitt der Weltbörsen schlechtere Performance von 51% binnen 18 Monaten auf. Aktuell habe es in den vergangenen viereinhalb Jahren bereits eine Underperformance von 41% gegeben. Zudem hätten die Bewertungen der Schwellenländer-Aktienmärkte die Konjunkturschwäche weitestgehend eingepreist. Ferner, so merken die Analysten an, habe es mit Blick auf die Mittelabzüge schon so etwas wie eine Kapitulation der Anleger gegeben. Damit deutet in der Tat vieles darauf hin, dass bei den Schwellenländer-Assets das Schlimmste überstanden ist.
Es gibt aber aktuell noch mehrere Gefahren. So kann derzeit niemand zuverlässig voraussagen, ob sich die Perspektive der Fed-Leitzinserhöhungen bereits ausreichend in den Preisen der Schwellenländer-Assets widerspiegelt. Sollte das nicht der Fall sein, wäre ein plötzlicher Anpassungsschock nicht ausgeschlossen. Zweitens könnte es nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank zu einem "Sudden Stop" kommen, bei dem ein Land plötzlich von ausländischem Kapitalzufluss komplett abgeschnitten ist, was sofort auf die gesamte Volkswirtschaft durchschlagen würde. So etwas hat es schon einmal 1994/95 in Mexiko gegeben. Sollten sich beide Gefahren in nächster Zeit nicht manifestieren, ist davon auszugehen, dass bei den Emerging-Markets-Assets allmählich eine Bodenbildung einsetzt und die Anleger ganz langsam wieder neues Vertrauen fassen.
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Schätzungen zufolge sollen Anleger aus den entwickelten Ländern Mittel im Volumen von rund 1 Bill. Dollar aus den Emerging Markets abgezogen haben - eine Summe, die an die große Asienkrise Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert. Das hat auch Währungen der Schwellenländer hart getroffen. Allein seit dem 10. August hat sich der brasilianische Real um 9% abgeschwächt und der Rubel um fast 8%. Die türkische Lira verzeichnete in dem gleichen Zeitraum ein Minus von rund 8,5%.
Blick auf die Fed
Für die Misere der Emerging-Markets-Assets gibt es zwei Ursachen: zum einen die avisierten Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und zum anderen die sich vor allem an China festmachende Angst vieler Investoren, dass sich die Erfolgsgeschichte der Volkswirtschaften der Schwellenländer grundsätzlich ihrem Ende zuneigen könnte. Besonders der letzte Punkt ist von großer Bedeutung: Sollten viele Anleger wie bereits im Rahmen der Asienkrise von 1997/98 die Grundsatzfrage, ob Investitionen in Assets der Schwellenländer längerfristig gewinnbringend sind, mit Blick auf die zu beobachtenden konjunkturellen Abschwächungen negativ beantworten, dürfte der Mittelabzug gerade erst begonnen haben.
Allerdings sieht es derzeit eher nach einer gewissen Beruhigung der Lage aus. Die Mittelabzüge aus Aktien und Anleihenfonds, die sich auf diese Ländergruppe spezialisiert haben, haben sich mittlerweile deutlich verlangsamt. Zudem ist den Investoren und Analysten nicht entgangen, dass sich viele Länder insbesondere in Asien in einem deutlich besseren Zustand präsentieren als 1997. So sind die Leistungsbilanzdefizite der Länder deutlich niedriger als vor der Asienkrise und weisen in der Regel auch eine positive Tendenz auf. Außerdem sind die Auslandsschulden der Staaten und der privaten Sektoren bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt meist niedriger als Ende der neunziger Jahre, womit die Anfälligkeit der Volkswirtschaften kleiner geworden ist. Ein Vorteil ist auch, dass im Gegensatz zu 1997 weitaus weniger Währungen an den Dollar gekoppelt sind. Die Devisenkurse können als Stoßdämpfer agieren - und haben dies ja auch schon in deutlichem Ausmaß getan.
Die Anpassungen sind außerdem schon weit fortgeschritten: Wie die Analysten von Credit Suisse berechnet haben, weist ein typischer Bärenmarkt der gesamten Emerging-Markets-Aktien eine gegenüber dem Durchschnitt der Weltbörsen schlechtere Performance von 51% binnen 18 Monaten auf. Aktuell habe es in den vergangenen viereinhalb Jahren bereits eine Underperformance von 41% gegeben. Zudem hätten die Bewertungen der Schwellenländer-Aktienmärkte die Konjunkturschwäche weitestgehend eingepreist. Ferner, so merken die Analysten an, habe es mit Blick auf die Mittelabzüge schon so etwas wie eine Kapitulation der Anleger gegeben. Damit deutet in der Tat vieles darauf hin, dass bei den Schwellenländer-Assets das Schlimmste überstanden ist.
Es gibt aber aktuell noch mehrere Gefahren. So kann derzeit niemand zuverlässig voraussagen, ob sich die Perspektive der Fed-Leitzinserhöhungen bereits ausreichend in den Preisen der Schwellenländer-Assets widerspiegelt. Sollte das nicht der Fall sein, wäre ein plötzlicher Anpassungsschock nicht ausgeschlossen. Zweitens könnte es nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank zu einem "Sudden Stop" kommen, bei dem ein Land plötzlich von ausländischem Kapitalzufluss komplett abgeschnitten ist, was sofort auf die gesamte Volkswirtschaft durchschlagen würde. So etwas hat es schon einmal 1994/95 in Mexiko gegeben. Sollten sich beide Gefahren in nächster Zeit nicht manifestieren, ist davon auszugehen, dass bei den Emerging-Markets-Assets allmählich eine Bodenbildung einsetzt und die Anleger ganz langsam wieder neues Vertrauen fassen.
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