Bremen (ots) - Der Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien treibt einen Keil in das spanische Königreich. Der Graben zwischen der eigenwilligen Mittelmeerregion und dem restlichen Land wird seit Jahren tiefer. Der drohende Bruch der staatlichen Einheit ist die größte Herausforderung für die spanische Demokratie. Wie konnte es soweit kommen? In einem Europa, das doch eigentlich zusammenwachsen will? In einer EU, die erstmals in der Situation ist, dass ein Mitgliedsstaat sich in zwei Nationen aufspalten könnte? Übertriebener Nationalismus, der blind macht für die wahren gesellschaftlichen Probleme und auch Kataloniens Unabhängigkeitsparteien ernährt, spielt bei derartigen Konflikten immer eine Rolle. Aber im Falle der wachsenden Entfremdung zwischen Katalonien und Spanien kommt ein entscheidendes Element hinzu: der völlige Mangel an Dialogbereitschaft und Diplomatie in Madrid. Jahrelang sind die Katalanen von der konservativen Zentralregierung gedemütigt worden. Spaniens hölzerner Regierungschef Rajoy, der alle Rufe nach mehr Anerkennung, Mitsprache und Selbstverwaltung mit einem kalten "No" abschmettert, hat diese Krise kräftig angefacht. Sogar die katalanische Regionalverfassung, die von Spaniens Parlament gebilligt worden war, ließ Rajoy aushebeln. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Unabhängigkeitskonflikte lassen sich anders handhaben, wie man im britischen Schottland oder kanadischen Quebec sehen konnte. Dort durften die Bürger, was man den Katalanen verbot: Ganz legal per Referendum über die Unabhängigkeit abstimmen. In beiden Fällen entschied die Mehrheit gegen die Abspaltung. Dass die Katalanen im Herzen keine Fanatiker, sondern freundliche Zeitgenossen sind, wissen Millionen von Urlaubern. Die Tatsache, dass Katalonien und nicht Mallorca oder die südliche Costa del Sol das beliebteste Ferienziel Spaniens ist, spricht für sich. Für die Feriengäste dürfte sich auch bei einer Abspaltung langfristig nicht allzu viel ändern. Nur dass die Touristen dann eben nicht mehr in Spanien Urlaub machen, sondern in der "Katalanischen Republik".
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