Christine Lagarde hat sich erstmals offen gezeigt für eine zweite Amtszeit an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Das könnte mein letztes Jahrestreffen sein, aber ich bin offen dafür, dass es nicht so ist", sagte Lagarde am Donnerstag in der peruanischen Hauptstadt Lima zum Auftakt der Jahrestagung von IWF und Weltbank. "Ich habe gedient und bin bereit, weiter zu dienen."
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) begrüßte die Ankündigung der Französin als "erfreulich". Er würde einen solchen Schritt auch unterstützen, sagte er. Die Bundesregierung werde ihre Position dazu noch beraten. "Dass der Finanzminister da nicht mit großer Leidenschaft dagegen kämpfen wird, diese Vermutung können Sie anstellen", sagte Schäuble. In Regierungskreisen hieß es laut "Handelsblatt" (Freitag): "Eine zweite Amtszeit von Lagarde ist das Beste, was den Europäern passieren kann."
Der Vertrag von Lagarde läuft im kommenden Jahr aus. Für Europa wäre dies eine gute Gelegenheit, nochmals an der Tradition festzuhalten, dass der IWF von einem Europäer geführt wird. Stark wachsende Schwellenländer stellen diesen Anspruch allerdings zunehmend infrage.
Die entscheidende Frage wird laut "Handelsblatt" sein, ob sich unter anderem Brasilien, Russland, Indien und China auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen können. Innerhalb des IWF würden vor allem die Notenbankchefs von Mexiko und Indien, Agustin Carstens und Raghuram Rajan, gehandelt. Allerdings glaube man in Europa, dass sich die weltweit anerkannte Lagarde bei einer Bewerbung um eine zweite Amtszeit durchsetzen würde, und die Schwellenländer auf eine Kampfkandidatur verzichten würden./sl/ir/DP/he
AXC0312 2015-10-08/23:22