FRANKFURT/LIMA (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat vor den Risiken und Nebenwirkungen einer ultralockeren Geldpolitik gewarnt. "Die lang anhaltenden Niedrigzinsen haben zwar die Nachfrage im Euro-Raum gestützt, sie haben aber auch einen Anstieg der Risikoneigung an den Finanzmärkten zur Folge gehabt", sagte Weidmann anlässlich der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Lima.
Es gebe beispielsweise deutliche Anzeichen dafür, dass Unternehmen in den Schwellenländern in den vergangenen Jahren die weltweit günstigen Finanzierungsbedingungen dazu genutzt hätten, ihren Verschuldungsgrad erheblich auszuweiten. "Damit sind sie anfällig für eine Umkehr der Kapitalströme, die zum Beispiel durch eine Normalisierung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten ausgelöst werden kann", warnte der Bundesbank-Präsident. Dies sei aber kein Grund, eine geldpolitische Normalisierung aufzuschieben, wenn sie durch Fundamentaldaten gerechtfertigt sei.
Untersuchungen des IWF deuteten unterdessen daraufhin, dass die Produktionskapazitäten im Euro-Raum in den Jahren seit der Krise wohl etwas zu optimistisch eingeschätzt worden seien, so Weidmann. Aus seiner Sicht spräche dies und andere Gründe dafür, "dass wir es zurzeit nicht so sehr mit einer schwachen Nachfrage zu tun haben, sondern vielmehr mit Faktoren, die das Wachstumspotenzial dämpfen."
Der IWF habe daher allen Ländern zu Recht empfohlen, intensiver an wachstumsfördernden Reformen zu arbeiten - etwa indem die Erwerbsbeteiligung erhöht oder das Investitionsklima verbessert werde, erklärte der Bundesbank-Präsident. Bei solchen strukturellen Problemen sei die Geldpolitik hingegen machtlos.
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October 10, 2015 11:45 ET (15:45 GMT)
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