Bremen (ots) - Gysi gucken und Gysi wählen seien zwei paar Stiefel, befand schon vor vielen Jahren die links-alternative "taz". Keine Frage: Der Mann hat mit seiner rhetorischen Brillanz und seinem kabarettistischen Talent extrem hohen Unterhaltungswert - auch für Leute, die seine Partei nie wählen würden. Der Darling der Talkshows kam im Vierteljahrhundert seiner politischen Karriere ohnehin nur sehr kurz in die Verlegenheit, echte politische Verantwortung übernehmen zu müssen: Das halbe Jahr als Berliner Wirtschaftssenator endete mit einer Bonusmeilen-Affäre. Folgerichtig schließt Gysi heute ein Comeback als Minister einer irgendwann vielleicht einmal vorstellbaren rot-rot-grünen Bundesregierung aus. Doch der "Kurze mit der großen Fresse" (Gysi über Gysi) schillerte nicht nur, er glänzte auch: Wenn er sich zuschreibt, wesentliche Teile der alten DDR-Eliten mit der Wiedervereinigung halbwegs versöhnt zu haben, geht das in Ordnung. Und dass er mit Oskar Lafontaine die erste wirklich ernst zu nehmende Partei links von der SPD etablierte, ist ein Erfolg, den auch konservative Strategen mit klammheimlicher Freude anerkennen werden.
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