Bielefeld (ots) - Ein versuchter Mord an einer Politikerin in Köln, ein symbolischer Galgen für Kanzlerin Angela Merkel und ihren Vizekanzler Sigmar Gabriel: Ja, auch das leider ist Deutschland im Oktober 2015. Kein Zweifel: Es ist gewaltig etwas aus den Fugen geraten in unserer Republik. Wir müssen unser Land verteidigen - aber nicht etwa gegen »die Flüchtlinge«, sondern gegen alle Feinde unserer Demokratie, wo sie auch immer herkommen mögen. Darum sind wir jetzt alle gefordert. Aufstehen, hinschauen und sich einmischen! Jeder kann, jeder sollte etwas tun. Wie das gehen soll? Etwa so: Lassen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis, bei Kollegen und in der Familie, lassen Sie in Ihrem ganz normalen Alltag keinen Zweifel daran, dass wir unsere Weltoffenheit verteidigen werden. Dass wir entschlossen eintreten für unsere freiheitliche Gesellschaft, für unsere Werte, für Toleranz und für ein friedliches Miteinander der Menschen, die in diesem Land leben und die in unser Land kommen. Treten Sie Vorbehalten und Vorurteilen konsequent entgegen, wo immer Sie können. Nichts anderes hat Henriette Reker getan. Als Sozialdezernentin der Stadt Köln hat sich die 58-Jährige mit ganzer Kraft für eine humane Flüchtlingspolitik eingesetzt - und zwar auf der Grundlage unserer Regeln und Gesetze. Das hätte sie am Wochenende beinahe ihr Leben gekostet. Nur eine Riesenportion Glück und die Kunst der Ärzte haben das Schlimmste verhindert. Ihr Erfolg bei der Oberbürgermeister-Wahl gestern ist schön. Doch wichtiger ist, dass Henriette Reker und die vier anderen Opfer des Attentats wieder vollständig gesund werden. »Wir lassen uns nicht unterkriegen« - auch das ist eine Botschaft nach dem schwarzen Samstag von Köln und Rekers Sieg im ersten Wahlgang nur einen Tag später. Und die ist bitter nötig - nicht zuletzt mit Blick auf die Pegida-Demonstranten, die heute wieder zu Tausenden durch Dresden ziehen wollen. Damit kein Missverständnis entsteht: Das hier ist kein Plädoyer für das Ausblenden aller Sorgen und Ängste, geschweige denn aller Probleme, die sich mit Blick auf die große Zahl an Flüchtlingen ergeben. Jede Debatte darüber ist wichtig, jeder Konflikt über die richtige Politik, über Möglichkeiten und Grenzen unserer Leistungsfähigkeit muss ausgetragen werden. Streiten ist immer besser als schweigen. Und es ist eine der großen Stärken unserer Demokratie, dass sie Meinungsäußerungen bis an die Grenzen des Erträglichen möglich macht. Doch der Diskurs endet, wo Fremdenfeindlichkeit und Hass, wo Hetze und Gewalt sich Bahn zu brechen versuchen. Der Moment, in dem der Attentäter sein Messer in Henriette Rekers Hals rammte, hat uns alle getroffen. Der 44-Jährige hat nicht nur eine Kölner Politikerin, er hat unsere Demokratie angegriffen - wie es auch die vielen unbekannten Täter bei den Brandanschlägen in den Wochen zuvor getan haben. Es wird Zeit: Wehren wir uns!
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