Bielefeld (ots) - Eines ist sicher: Auch in Zukunft werden die von den Herstellern angegebenen Verbrauchs- und Abgaswerte von den Autofahrern im Alltagseinsatz kaum zu erreichen sein. Dazu sind die erlaubten Abweichungen in den gestern beschlossenen Regeln vom echten Test auf der Straße zum Rollenprüfstand noch immer zu hoch. Aber anders als zunächst vorgesehen auch realistischer. Doch die strengeren Vorschriften werden die Differenz zwischen Theorie und Praxis zumindest ein wenig schrumpfen lassen - zu Gunsten der Autofahrer. Denn die Fahrzeuge müssen technisch weiter aufgerüstet werden, sollen Verbrauch und damit Schadstoffausstoß weiter gedrückt werden. Dass das möglich ist, hat die Vergangenheit gezeigt. Die Motoren sind im Laufe der Zeit deutlich sparsamer geworden und arbeiten erheblich sauberer. Gleichwohl entscheiden sich Kunden häufig für mehr Leistung und Ausstattung. Beides hat unweigerlich einen höheren Verbrauch zur Folge. Wenn nun mit technischen Eingriffen und Veränderungen weiter auf die Verbrauchsbremse gedrückt wird, ist das mit Kosten verbunden. Bleibt abzuwarten, in welchem Maße die Autobauer diese an die Käufer weitergeben. Darüber müssen sich VW-Kunden vorläufig sicher keine Gedanken machen. Schließlich hat Konzernchef Matthias Müller gestern in seinem Fünf-Punkte-Plan zur Bewältigung der Abgas-Affären nachdrücklich unterstrichen, dass die »Unterstützung der Kunden oberste Priorität« hat. Müller weiß, warum. Nur wenn auch in Zukunft möglichst viele Autos des Konzerns verkauft werden, kann man zuversichtlich nach vorne schauen. Dort soll es nicht mehr wie bisher um immer neue Verkaufsrekorde gehen. Stattdessen hat Müller, wie schon in den vergangenen Jahren als Porsche-Chef, die Umsatzrendite im Blick. Qualitatives Wachstum war schon zu Stuttgarter Zeiten ein geflügeltes Wort des 62-Jährigen. Der hat nach wie vor eine Herkules-Aufgabe zu bewältigen. Der ausgewiesene Verlust von 3,5 Milliarden Euro allein im vergangenen Quartal ist nur der Anfang. Die weiteren Rückstellungen für die zu erwartenden Kosten nach den Diesel-Manipulationen werden noch um ein Vielfaches höher sein. Dessen ungeachtet aber können die allgemeinen Verkaufszahlen bei VW, Audi, Seat und Skoda sowie auch die Kostenentwicklung bei der Kernmarke VW, dem einstigen Sorgenkind, Hoffnung machen. Hier scheint die noch vom Vorgänger Martin Winterkorn eingeleitete Kostendisziplin erste Früchte zu tragen.
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