Eigentlich hätten wir die Überschrift unverändert stehenlassen können, die vor einer Woche „Börsen ohne Notenbanken orientierungslos“ lautete. Denn der DAX setzte seine Konsolidierung in den vergangenen Tagen fort und befindet sich damit nun schon seit drei Wochen in der Ruhe-Phase.
Rollt die nächste Abwärtswelle?
Am Freitag gab es aber erste Anzeichen eines bärischen Ausbruchs aus der Seitwärtsbewegung (siehe roter Kreis im folgenden Chart), während die US-Indizes schon seit Wochenbeginn Schwäche zeigen. Daher könnte man behaupten, dass inzwischen die nächste Abwärtswelle rollt. Allerdings müssen wir zugeben, dass der heutige Titel dramatischer klingt, als es die aktuelle Situation eigentlich ist. Denn dem Ausbruch im DAX fehlt es (noch) an Dynamik, um wirklich gefährlich zu sein.
Zumal sich das Ganze direkt unterhalb einer wichtigen (roten) Abwärtstrendlinie entwickelte, die das bisherige Allzeithoch (12.390 Punkte) mit einem Zwischenhoch verbindet. Daher stellt sich nun die Frage, ob es sich nur um eine Konsolidierung an einem wichtigen Widerstand oder um ein Ende der Gegenbewegung im übergeordneten Abwärtstrend handelt.
Auch bei den US-Indizes ist diese Frage noch offen, denn auch sie haben (noch) keine Marken gebrochen, die auf einen neuen Abwärtstrend oder auch nur eine größere Korrektur hindeuten würden. Daher kann es sich auch lediglich um eine Gegenbewegung auf die vorangegangenen Kursgewinne handeln.
Anleger sind abhängig von Impulsen durch Notenbanken
Abhängen wird dies, wie so oft, von den Notenbanken. Auch den vorangegangenen Kursanstieg kann man damit begründen, dass einerseits die US-Notenbank Federal Reserve (Fed)eine Zinsanhebung herausgezögert hat und andererseits die Europäische Zentralbank (EZB) offen ausgesprochen hat, ihr geldpolitisches Programm im Dezember neu zu überdenken und gegebenenfalls auszuweiten. Beides war klar bullish für die Aktienmärkte. Und nun könnten sich die Anleger fragen, worauf sie als nächstes setzen sollen.
Geldpolitik der EZB bleibt bullisch für die Aktienmärkte
Noch vor der US-Notenbank Fed, die am 15. und 16. Dezember tagt, wird die EZB am 3. Dezember 2015 ihre zukünftige geldpolitische Richtung bekanntgeben. Grundsätzlich ist die Geldpolitik der EZB bullish für die Märkte. Die Anleger erwarten aber eine weitere Finanzspritze in Form von einer Verlängerung des Anleihekaufprogramms und/oder einer Reduzierung des Einlagezinses(aktuell -0,2%) und haben dies bereits eingepreist. Erfüllt oder übererfüllt die EZB diesen Wunsch, werden die Kurse steigen, kommt es zu einer Enttäuschung, sind Kursverluste vorprogrammiert.
Europas Wirtschaft kommt nicht in Schwung
Ein weiteres Lockern der Zügel durch die EZB ist aber durchaus wahrscheinlich, denn im Euro-Raum hakt es noch an vielen Ecken und Enden. Aus wirtschaftlicher Sicht wurde am Freitag zum Beispiel gemeldet, dass sich das Wachstumsmomentum im Euroraum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), von +0,4% im 2. Quartal 2015 auf +0,3% im dritten Quartal abgeschwächt hat.
(Quelle: Eurostat)
Und bereits am Donnerstag wurde gemeldet, dass nach einem um 0,1% rückläufigen Absatzvolumen im Einzelhandel auch die Industrieproduktion der Eurozone im September um 0,3% gegenüber dem Vormonat gesunken ist.
(Quelle: Eurostat)
Das BIP-Wachstum dürfte also schwach bleiben oder gar noch schwächer werden.
In den Krisenländern kriselt es wieder gewaltig
Zudem wären aus politischer Sicht neben der Flüchtlingsproblematik aktuell Portugal und Katalonien als Unsicherheitsfaktoren zu nennen. In Portugal steht ein Regierungswechsel an, der die Rücknahme wichtiger Reformen zur Folge haben könnte, Katalonien will sich von Spanien abtrennen und eigenständig werden.
Aber auch Griechenland sollte man nicht vergessen, wo die sowieso schon arg gebeutelte Wirtschaft im dritten Quartal um 0,5% geschrumpft ist und wo am Donnerstag aus Protest gegen den harten Sparkurs der Regierung in Athen umfangreiche Streiks begonnen haben. Dabei handelt es sich um den ersten Generalstreik während der Amtszeit von Alexis Tsipras. Zudem haben die Euro-Finanzminister erst am vergangenen Montag abermals einen Beschluss zur Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von zwei Milliarden Euro verschoben und Griechenland eine Woche mehr Zeit gegeben, geforderte Reformen umzusetzen.
Bei der Inflation ist keine Besserung in Sicht
Vor allem aber ist die Inflationsrate nach wie vor weit von der 2%-Zielmarke entfernt, die die EZB mittelfristig erreichen will. Der erneute Rückgang der Erzeugerpreise um auf Monatsbasis 0,3% im September deutet nicht auf eine baldige Besserung hin.
(Quelle: Eurostat)
Eine Ausweitung des (bislang) noch bis Herbst 2016 laufenden QE-Programms erscheint daher immer wahrscheinlicher, weshalb stärker fallende Kurse mit Blick auf die EZB-Sitzung am 3. Dezember unwahrscheinlich erscheinen.
Zinsanhebung der Fed wäre tendenziell bearish für Aktien
Doch demgegenüber steht die mögliche Zinswende der Fed im Dezember, die tendenziell bearish für die Märkte ist. Jüngst waren einige US-Konjunktur- und vor allem die US-Arbeitsmarktdaten (wir berichteten) besser als erwartet ausgefallen. Die Märkte sehen daher inzwischen die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung im Dezember, insbesondere wegen dem jüngsten Arbeitsmarktbericht, bei über 70% (gemessen an den Fed-Fund-Futures).
Mögliches Szenario für den Kursverlauf bis Jahresende
Die Märkte sind ganz eindeutig weiterhin Spielbälle der Notenbanken. Ein aus unserer Sicht mögliches Szenario wäre, dass die Kurse bis zur EZB-Sitzung (3. Dezember) weiter seitwärts tendieren, mit zwischenzeitig kleineren Kurseinbrüchen und Kurserholungen. Kommt es dann zu einer Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen, könnte es zu einer Erleichterungsrallye kommen, die aber mit dem dann auf die Fed-Sitzung (15./16. Dezember) wandernden Blick schnell ausläuft. Eine Zinsanhebung könnte die Märkte dann kurzzeitig belasten, bis die Anleger das Positive darin sehen – nämlich die Tatsache, dass die US-Wirtschaft eine Zinswende verkraftet.
Fazit
All dies passt hervorragend zu unser bisherigen Prognose: Die übergeordneten Korrekturen sind noch nicht beendet und die Jahresendrallye könnte bereits in weiten Teilen hinter uns liegen. Der nach wie vor vorhandene Mangel an weitergehenden Kurszuwächsen bestätigt dieses Szenario in dieser Woche erneut. Die möglichen „rounding-tops“ im S&P 500 (linker Chart) und Dow Jones (mittlerer Chart) sind noch nicht vom Tisch, sondern wurden mit den jüngsten Kursverlusten sogar wahrscheinlicher.
Und der DAX (rechter Chart) blieb unter seinem 61,80%-Fibonacci-Retracement, womit seine Korrektur formal nicht beendet wurde.
Tradingchancen im DAX
Für fallende Kurse im DAX hatten wir Ihnen vor einer Woche folgendes Produkt vorgestellt:
DAX WAVE Unlimited Put, WKN: XM3B20, aktueller Hebel: 7,85
Durch den jüngsten Kursrutsch im DAX ist der Briefkurs binnen Wochenfrist von 10,82 Euro auf 13,62 Euro gestiegen – ein Gewinn von 25% war somit möglich. Und hier ist noch mehr drin, wenn sich der Ausbruch im DAX bestätigt.
Wenn Sie von wieder steigenden Kursen im DAX ausgehen, könnte folgendes Produkt interessant sein:
DAX WAVE Unlimited Call, WKN: DX6X1U, aktueller Hebel: 4, Briefkurs: 25,90 Euro
Brauchen Sie Unterstützung bei der Umsetzung dieser Trades? Sie wollen zukünftig derartige Analysen direkt in Ihr E-Mail-Postfach bekommen? Dann melden Sie sich zu unserem kostenlosen Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ an auf www.geldanlage-brief.de
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 15.11.2015)