Mainz (ots) - Doch. In einem ersten Impuls drängt es einen, den Aktivisten zuzustimmen, die den Zug der deutschen Delegation zum Klimagipfel gestoppt haben: Hört auf zu reden, handelt! Die Botschaft der Aktivisten kann jeder unterschreiben, der sich auch nur mit den oberflächlichen Daten beschäftigt hat. Selbst die Kompromisse, zu denen die Teilnehmerstaaten im besten Fall bereit sind, werden nicht reichen, die durchschnittliche Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Und vermutlich wird von der vorliegenden Agenda im Lauf der Pariser Verhandlungen noch einiges gestrichen. Die Konflikte wirken unüberbrückbar. Und die Länder, die weltweiten Verzicht und Maßhalten fordern, machen sich selbst unglaubwürdig. Zum Beispiel Deutschland: Derzeit baut der Duisburger Konzern Hitachi in Griechenland ein Kohlekraftwerk. Das Geld kommt von der staatlichen "Kreditanstalt für Wiederaufbau". Riskiert der Konzern irgendwas? Ach was. Platz das Geschäft, kommen staatliche "Hermes-Bürgschaften" zum Tragen. Deutschland fördert also in dem einen wirtschaftlich schwachen Land Kohlestrom. Mit welcher Berechtigung will es einem anderen wirtschaftlich schwachen Land sagen, dass es auf Kohlestrom verzichten soll? Nur: Was ist die Konsequenz? Paris absagen? Die internationalen Gespräche einstellen? Der Klimagipfel bietet nur wenig Hoffnung auf Besserung. Schon gar nicht auf ausreichende Besserung. Doch es ist die einzige Chance - das dicke Brett bohren, immer weiter. Vermutlich werden die Menschen erst zu wirksamen Einschnitten bereit sein, wenn uns das Wasser buchstäblich am Kinn steht. Dann aber haben wir immerhin ein Instrument, um zu Beschlüssen zu kommen. Auch wenn das nicht viel ist.
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