Frankfurt (ots) - Unter den Marktbeobachtern finden sich Scherzbolde, die meinen, man müsse immer einen Schnaps trinken, wenn ein Stratege in diesen Tagen die Phrase "anhaltende Volatilität" in den Mund nimmt. Man kann davon nur dringend abraten, es besteht andernfalls im kommenden Jahr akute Gesundheitsgefahr. Das lässt sich unter anderem aus den Prognosen vieler Banken für die Aktienmärkte ablesen. Eine Dax-Spanne von 9000 bis 12500 Punkten wird darin als möglich erachtet, was gleichbedeutend mit anhaltend hoher Volatilität ist. Gleiches gilt für den Devisenmarkt, der wohl kaum einen so klaren Trend wie in diesem Jahr aufweisen wird, als der Euro-Dollar-Kurs fast kontinuierlich fiel.
Einen Vorgeschmack auf das vor den Anlegern liegende Jahr der Volatilität lieferten in der zu Ende gegangenen Handelswoche die Marktreaktionen rund um die Europäische Zentralbank (EZB). Die von einer offenbar versehentlich veröffentlichten Falschmeldung der "Financial Times" ohnehin in Nervosität versetzten Märkte reagierten wie ein verwöhntes Kind, dem der Berg an Weihnachtsgeschenken nicht genügt, weil es sich insgeheim auf einen zweiten Berg eingestellt hatte. Dabei lieferte die EZB unter Präsident Mario Draghi eine weitere deutliche Lockerung der Geldpolitik ab, die in der Vergangenheit für eine Euro-Abwertung und eine Rally der Aktienmärkte ausgereicht hätte. Doch wegen vollkommen überzogener Erwartungen - auch geschürt durch die Notenbank-Kommunikation selbst - geschah genau das Gegenteil. Das "verwöhnte Kind" Kapitalmarkt stampfte beleidigt kräftig mit dem Fuß auf, die Folgen waren eine Euro-Aufwertung um gut 3 US-Cent binnen kürzester Zeit und ein Kursrutsch an den europäischen Aktienmärkten. Draghi habe das erste Mal die Erwartungen verfehlt, hieß es am Aktienmarkt, nachdem die Scherben zusammengekehrt waren.
Zwischenhoch
In der Spitze wurden am vergangenen Donnerstag 1,0980 Dollar für einen Euro gezahlt. Damit holte der Euro die Verluste wieder auf, die er seit Anfang November und damit dem Start einer verschärften Lockerungsrhetorik der EZB eingefahren hatte. Wobei bei aktuellen Kursen um 1,09 Dollar je Euro für die Gemeinschaftswährung noch immer eine zehnprozentige Abwertung zum Greenback im laufenden Jahr zu Buche steht. Und dieser Trend wird sich auch noch eine Zeit lang fortsetzen, wenngleich nicht mehr in dem Tempo wie in den vergangenen Monaten. Dafür spricht auch die wachsende Zinsdifferenz. Insofern war das Tageshoch von Donnerstag wohl nur ein Zwischenhoch in einer längerlaufenden Euro-Abwertung, die Anfang 2016 in Richtung der Parität führen könnte.
Der Grund hierfür liegt einerseits bei der EZB selbst, die sich am Donnerstag Spielraum für eine weitere Lockerung gelassen hat. Sie könnte den Einlagesatz weiter senken oder die monatlichen Anleihekäufe von derzeit 60 Mrd. Euro ausweiten.
Hohe Erwartungen
Der Hauptgrund für die Aussicht auf die Euro-Dollar-Parität liegt jedoch in den USA, wo die Zeichen auf steigende Leitzinsen stehen. Bekräftigt wurde diese Erwartung zum Wochenschluss vom Arbeitsmarktbericht für November. Die offizielle Zahl neuer Stellen lag mit 211000 um 11000 über dem Konsens, und der Oktober lief sogar noch besser als bislang gedacht. Entscheidend ist aus Sicht von Volkswirten jedoch, dass ein größerer Anteil US-Amerikaner sich am Arbeitsmarkt beteiligt, ohne dass die Arbeitslosenquote stieg. Sie verharrte bei 5%. Damit stiegen zugleich die Erwartungen an die Federal Reserve. "Bereit zur Zinswende", hieß es etwa bei BNY Mellon in einer ersten Reaktion. Der Swapmarkt preist laut Bloomberg-Daten die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung in diesem Monat nun mit 78% ein. Doch die EZB zeigt: Wo die Erwartungen hoch sind, da droht auch große Enttäuschung. Sollte die Fed am 16. Dezember nicht liefern, drohen dem Markt erneut starke Verwerfungen. Volatilität voraus!
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Einen Vorgeschmack auf das vor den Anlegern liegende Jahr der Volatilität lieferten in der zu Ende gegangenen Handelswoche die Marktreaktionen rund um die Europäische Zentralbank (EZB). Die von einer offenbar versehentlich veröffentlichten Falschmeldung der "Financial Times" ohnehin in Nervosität versetzten Märkte reagierten wie ein verwöhntes Kind, dem der Berg an Weihnachtsgeschenken nicht genügt, weil es sich insgeheim auf einen zweiten Berg eingestellt hatte. Dabei lieferte die EZB unter Präsident Mario Draghi eine weitere deutliche Lockerung der Geldpolitik ab, die in der Vergangenheit für eine Euro-Abwertung und eine Rally der Aktienmärkte ausgereicht hätte. Doch wegen vollkommen überzogener Erwartungen - auch geschürt durch die Notenbank-Kommunikation selbst - geschah genau das Gegenteil. Das "verwöhnte Kind" Kapitalmarkt stampfte beleidigt kräftig mit dem Fuß auf, die Folgen waren eine Euro-Aufwertung um gut 3 US-Cent binnen kürzester Zeit und ein Kursrutsch an den europäischen Aktienmärkten. Draghi habe das erste Mal die Erwartungen verfehlt, hieß es am Aktienmarkt, nachdem die Scherben zusammengekehrt waren.
Zwischenhoch
In der Spitze wurden am vergangenen Donnerstag 1,0980 Dollar für einen Euro gezahlt. Damit holte der Euro die Verluste wieder auf, die er seit Anfang November und damit dem Start einer verschärften Lockerungsrhetorik der EZB eingefahren hatte. Wobei bei aktuellen Kursen um 1,09 Dollar je Euro für die Gemeinschaftswährung noch immer eine zehnprozentige Abwertung zum Greenback im laufenden Jahr zu Buche steht. Und dieser Trend wird sich auch noch eine Zeit lang fortsetzen, wenngleich nicht mehr in dem Tempo wie in den vergangenen Monaten. Dafür spricht auch die wachsende Zinsdifferenz. Insofern war das Tageshoch von Donnerstag wohl nur ein Zwischenhoch in einer längerlaufenden Euro-Abwertung, die Anfang 2016 in Richtung der Parität führen könnte.
Der Grund hierfür liegt einerseits bei der EZB selbst, die sich am Donnerstag Spielraum für eine weitere Lockerung gelassen hat. Sie könnte den Einlagesatz weiter senken oder die monatlichen Anleihekäufe von derzeit 60 Mrd. Euro ausweiten.
Hohe Erwartungen
Der Hauptgrund für die Aussicht auf die Euro-Dollar-Parität liegt jedoch in den USA, wo die Zeichen auf steigende Leitzinsen stehen. Bekräftigt wurde diese Erwartung zum Wochenschluss vom Arbeitsmarktbericht für November. Die offizielle Zahl neuer Stellen lag mit 211000 um 11000 über dem Konsens, und der Oktober lief sogar noch besser als bislang gedacht. Entscheidend ist aus Sicht von Volkswirten jedoch, dass ein größerer Anteil US-Amerikaner sich am Arbeitsmarkt beteiligt, ohne dass die Arbeitslosenquote stieg. Sie verharrte bei 5%. Damit stiegen zugleich die Erwartungen an die Federal Reserve. "Bereit zur Zinswende", hieß es etwa bei BNY Mellon in einer ersten Reaktion. Der Swapmarkt preist laut Bloomberg-Daten die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung in diesem Monat nun mit 78% ein. Doch die EZB zeigt: Wo die Erwartungen hoch sind, da droht auch große Enttäuschung. Sollte die Fed am 16. Dezember nicht liefern, drohen dem Markt erneut starke Verwerfungen. Volatilität voraus!
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