Bielefeld (ots) - Wenn es das Ziel der Massenmörder des "Islamischen Staates" sein sollte, die zivilisierte Welt an den Rand der Verzweiflung zu treiben, dann sind die Apokalyptiker in der vergangenen Woche in Amerika und - nach dem Messerattentat in der Londoner U-Bahn - auch in Großbritannien einen bedenklich großen Schritt weiter gekommen. Die USA, seit der Katastrophe des 11. September 2001 überwachsam und wehrhaft, hatte mit vielem gerechnet. Aber nicht mit einer jungen muslimischen Mutter, die neben dem Wickeltisch Rohrbomben baut, an Schnellfeuergewehren hantiert und mit ihrem Ehemann eine Weihnachtsfeier in einen Privat-Dschihad mit 14 Toten verwandelt. Das Massaker in Kalifornien stellt eine Zäsur dar, die erst schrittweise ins Bewusstsein einsickert. Der Terror hat endgültig privatisiert. Er bildet wie ein bösartiger Krebs immer neue Metastasen, gegen die kein konventionelles Medikament wie Telefon-Überwachung oder Metall-Detektor hilft. Wie konspirativ das Mörder-Paar sein Drehbuch in die Tat umsetzte, führt vor Augen, dass der radikal-islamistisch inspirierte Hass auf den Westen weder Hauptquartier, Truppen noch Marschbefehl benötigt. Idee und Realisation sind getrennt. Ein nach außen unauffällig wirkendes kleines Einwanderer-Glück reicht aus. Nach der Explosion der wandelnden Zeitbomben fragt sich Amerika: Wie viele Syed Farooks und Tashfeen Maliks leben denn noch unter uns? Weil die Antwort darauf unmöglich zu geben ist, sind Übersprungshandlungen programmiert. Syrische Flüchtlinge aufzunehmen, und seien es auch nur 10.000, um den ächzenden Europäern ein wenig Solidarität zu zeigen, wird sich die Regierung von Barack Obama kaum mehr gestatten. Dass so der Einzelfall zum Generalverdacht umgebogen wird, dass sich Muslime und Mehrheitsgesellschaft bis zur offenen Feindseligkeit voneinander entfremden, ist exakt das Ziel, das die Mordbrenner des IS, die weder Staat noch islamisch sind, verfolgen. Tappt Amerika in diese Falle? Kann Europa mäßigend einwirken? In der kontaminierten politischen Debatte haben ruchlose Scharfmacher wie Donald Trump die Oberhand gewonnen. Grau-Töne unerwünscht. Der Umfragen-Liebling unter den republikanischen Präsidentschafts-Kandidaten wirbt für die Überwachung von Moscheen, eine Sonder-Datei für Muslime und die Abschiebung von Flüchtlingen aus islamischen Ländern. Seine Hetz-Agenda trifft bei vielen verunsicherten Wählern auf offene Ohren. Der radikale Islam, die Sorge um die nationale Sicherheit ist das heißeste Thema im Wahlkampf geworden. Und Präsident Obama, der um Besonnenheit wirbt, ein Getriebener der Ereignisse. Seine außerplanmäßige Fernsehrede heute Nacht war der Beweis.
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