Bremen (ots) - Recht und Gerechtigkeit, so heißt es, seien zwei verschiedene Dinge. Selten wurde die Wahrheit dieser Aussage so deutlich wie am Mittwoch beim NSU-Prozess in München. Ja, Beate Zschäpe darf ihre Rolle bei den Verbrechen der Terrortruppe kleinreden. Sie muss sich vor Gericht nicht selbst belasten. Das hat mit geltendem Recht sehr viel, mit Gerechtigkeit jedoch nichts zu tun. Wer so blauäugig war und Erhellendes über die Mordserie und Zschäpes Rolle dabei erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Das Kalkül hinter ihren Einlassungen - das geringstmögliche Strafmaß - war überdeutlich. Zschäpe gab nur zu, was ohnehin nicht zu widerlegen ist; alles andere bestritt sie. Und wenn sie nach zweieinhalbjährigem Schweigen die Angehörigen der Opfer um Entschuldigung bittet, dann ist das am Ende einer solchen Aussage an Zynismus nicht zu überbieten. Nun ist es wieder am Gericht, die Wahrheit über die NSU-Mordserie herauszufinden. Wenn Beate Zschäpe nicht mehr aussagen will, als sie am Mittwoch von ihrem Anwalt verlesen ließ, hätte sie besser weiter geschwiegen.
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