Hagen (ots) - Sprachlos. 248 Verhandlungstage lang hat Beate Zschäpe geschwiegen. Jetzt, nach dem 249. Tag, fehlen allen anderen die Worte, selbst wenn sich niemand viel von dieser Aussage erwartet hatte. Eineinhalb Stunden hat die Einlassung gedauert. Eineinhalb Stunden - mehr sind Beate Zschäpe zehn vernichtete Leben und zehn zerstörte Familien offenbar nicht wert. Eineinhalb Stunden für den Versuch sich reinzuwaschen. Um zu beteuern, dass sie zuvor nichts gewusst habe von den Morden. Um sich selbst als elftes Opfer darzustellen - von Böhnhardt und Mundlos und einer überforderten Mutter. Um zu versichern, dass sie stets nach den Taten "sprach- und fassungslos" gewesen sei. Doch wenn ihr die Morde angeblich so nahe gingen, stellt sich doch die Frage, warum sie 249 Verhandlungstage gebraucht hat, um Worte zu finden? Warum sie die Kinder und Partner der Opfer so lange hingehalten hat? Warum sie zugelassen hat, dass Nebenkläger sie verzweifelt anflehen mussten, die Wahrheit zu sagen? Warum sie auch jetzt nichts zu den Motiven erklärt? Warum die Angehörigen weiter im Ungewissen sind, wieso sich der NSU ausgerechnet ihre Nächsten aussuchte? Das ist grausam gegenüber den Hinterbliebenen. Es wäre wohl besser gewesen, Zschäpe hätte weiter geschwiegen. Damit macht sie sich schuldig. Das wissen auch die Richter, und so wird ihr dieser verzweifelte, feige Versuch, das Urteil abzumildern, am Ende nichts helfen. Ebenso wenig die angebliche Entschuldigung. Wer aufrichtig Mitleid mit den Opfern hat, wer ehrlich bereut, der bittet auch selbst um Verzeihung. Der schickt nicht seinen Anwalt vor.
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