Der DAX hat heute seinen Aufwärtstrend nach unten gebrochen und fiel direkt bis auf die 10.345er Marke, also der Unterkante des aktuellen Rechtecks. Dort konnte er sich zunächst stabilisieren. Ob es bis zum Schlusskurs reicht, muss abgewartet werden. Es wird trotzdem Zeit, sich das große Bild anzuschauen.
Wenn Sie die Börse-Intern schon seit längerer Zeit lesen (auch schon, als sie noch Steffens-Daily hieß) wissen Sie, dass für die Börsen wichtige Ereignisse oft mit ebenfalls sehr wichtigen charttechnischen Marken, Formation oder anderen Faktoren zusammenfallen.
Und genauso ist es auch dieses Mal. In der kommenden Woche wird die Fed mit hoher Wahrscheinlichkeit den US-Leitzins zum ersten Mal seit Juni 2006 Jahren wieder erhöhen. Das wäre zugleich die erste Änderung des Leitzinses seit 2008.
Viele Prognosen, wenig Klarheit
Spannend ist natürlich die Frage, wie die Märkte auf dieses Ereignis reagieren. Und dies dürfte sehr wahrscheinlich auch zu einer längerfristigen Entscheidung führen.
Und wie immer werden Sie im Vorfeld viele Analysen und Prognose lesen können. Und das Verrückte daran ist, auch das kennen wir von der Börse, dass sich all diese Analysen und Prognosen von all diesen mehr oder weniger guten Kommentatoren und Analysten mit all diesen logischen und folgerichtigen Argumenten gerne komplett widersprechen. Und Sie, liebe Leser, sofern Sie nicht schon auf eine Richtung eingeschworen sind, stehen vor dem großen Problem zu entscheiden, welcher Ansicht Sie folgen sollen.
Ich werde Ihnen heute etwas verraten: Ich kenne viele dieser Analysten persönlich und habe mit vielen schon mehr oder weniger ausführlich über Börse diskutiert. Sie schreiben zwar sehr überzeugt, sind es aber meist im Herzen nicht. Denn wer lange genug an den Börsen tätig ist, weiß, dass solche Prognosen mal richtig und mal falsch sind. Und die, die auch im Herzen sehr überzeugt sind, haben meistens noch einen langen Leidensweg vor sich.
Wir machen es uns einfach
Und auch den folgenden Satz kennen Sie von mir: Machen Sie es sich doch einfach. Denn die Börsen verraten meistens vergleichsweise früh, was im Zusammenhang mit solchen Ereignissen mittelfristig geschehen wird. Und dazu reicht ein einfacher Blick auf die Charts. Dazu der S&P500:
Sie sehen, der große Aufwärtstrend ist noch in Ordnung. Sie erinnern sich vielleicht daran, wie ich an den Tiefs in diesem Jahr eben auf die unter Aufwärtstrendlinie hingewiesen habe. Jetzt steht der S&P500 wieder dicht unter seinen Allzeithochs, will diese aber noch nicht so recht überwinden und das hat offensichtlich mit eben der Fed-Zinssitzung zu tun.
Wir sehen zudem, dass die aktuelle Konsolidierung im Prinzip eine Seitwärtsbewegung in einem Aufwärtstrend ist.
Insgesamt kann man also folgendes sagen:
- Wir befinden uns in einem intakten Aufwärtstrend. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für eine Trendfortsetzung natürlich höher.
- Diese Wahrscheinlichkeit würde noch ein deutliches Stück höher werden, wenn das bisherige Allzeithoch bei 2.134 Punkten überwunden wird.
- Kritischer wird es natürlich, wenn der Aufwärtstrend gebrochen wird.
- Noch kritischer wird es, wenn diese Seitwärtsbewegung auch noch nach unten verlassen wird, wobei hier die untere Grenze leider nicht so deutlich zu bestimmen ist. Geschieht das aber, kann es sich um ein längerfristiges Top handeln - das sollte man nicht vergessen.
Kurz, und damit zu dem einfachen Teil: Wird im Anschluss an die Fed-Sitzung das Hoch nachhaltig gebrochen, können wir davon ausgehen, dass wir noch bis Mitte des nächsten Jahres weiter steigende Kurse sehen.
Geschieht das nicht, dann kann zwar auch die Seitwärtsbewegung fortgesetzt werden, aber insgesamt sollten wir dann deutlich vorsichtiger werden. Es könnte in diesem Fall sein, dass dieser doch schon sehr lange existente Aufwärtstrend ein mittel- bis längerfristiges Ende findet. Zumal dann auch wieder das große Rounding (im Chart durch den roten Halbkreis) relevant wird, von dem ich schon vor einigen Monaten geschrieben habe. Und das wäre eine klare Topfformation! Nur: Genau wie bei der Seitwärtsbewegung ist auch hier die untere Linie nicht eindeutig. Dazu aber mehr, wenn sich dies abzeichnet.
Eine kleine Einschränkung:
Leider ist nicht mehr viel Zeit von der Zinsentscheidung und dem Verfallstag bis zum Jahresende. Selbst wenn die Kurse bis zum Jahresende steigen sollten, könnte das der typische Effekt der Jahresendrally bei niedrigen Umsätzen sein. Wird also vor dem Jahresende das Hoch gebrochen, ist die Signalqualität etwas verringert. Die letztendliche Bestätigung wäre dann, wenn es im kommenden Jahr zu Anschlusskäufen kommt.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende