Die traditionelle Weihnachtsrallye fällt in diesem Jahr aus! Dennoch konnte man 2015 gutes Geld an den Börsen verdienen. Allerdings setzte dies eine enorme Beweglichkeit voraus.
Nachdem der DAX von seinem Jahrestiefstand am 24. September innerhalb von nur knapp 10 Wochen bis Ende November fast 21 % zugelegt hatte und ein Plus von 16% seit Jahresbeginn aufwies, ergab das technische Börsenbild eine stark überkaufte Marktsituation.
Anfang Dezember begann ein Verkaufsdruck, der sich aufgrund verschiedener Faktoren sehr schnell beschleunigte und am Ende der zweiten Dezember-Woche mit einem Minus von knapp 10% bereits fast eine Korrektur erreichte, ohne einen festen Boden erkennen zu lassen. Die 10.000 Marke kann somit nochmals getestet werden, was ich vor zwei Wochen noch für relativ unwahrscheinlich gehalten hätte.
Die Wiener Börse konnte seine Führung seit Jahresbeginn behaupten (grüner Pfeil). Der Euro wurde Wochensieger (grüner Pfeil), während das Gold am Freitag vorn lag (grüner Pfeil).
Der klare Verlierer auf Tagesbasis (roter Pfeil), im Wochenverlauf (roter Pfeil) und auch seit Jahresbeginn (roter Pfeil) war das Nordsee-Öl (Brent), ohne das Ende dieses ausgeprägten Verkaufsdruck bereits erkennen zu lassen.
Die Ölpreis-Schwäche stellt für die Börsen eine temporäre Belastung dar, obwohl ein niedriger Ölpreis langfristig betrachtet sowohl für die Wirtschaft als auch für den Verbraucher positiv ist.
Die dritte Dezember-Woche wird von zwei Ereignissen entscheidend beeinflusst werden. Am Mittwoch wird die US-Notenbank (höchstwahrscheinlich) den Leitzins um 0,25% anheben. Dies ist der erste Zinsanstieg seit dem Sommer von 2006. Am Freitag kommt es an den Börsen zur "Hexenstunde", wenn vier Terminkontrakte gleichzeitig fällig werden, was mit hohen Umsätzen und Volatilität verbunden ist.
Der Preis für Texas-Öl (WTI) liegt nur noch geringfügig über der $35- Marke (lila Pfeil). Dieses Niveau wird nicht halten, sondern ich rechne mit einem weiteren Rückgang hin zu $30 (blaue Linie). Nach dem Rekordhoch im Sommer 2008 von $147 (roter Pfeil) fiel der Ölpreis innerhalb von nur sechs Monaten im Januar 2009 knapp unter die $30-Marke (grüner Pfeil).
Zur Zeit übersteigt das aktuelle Ölangebot die tatsächliche Nachfrage bei weitem. Eine ausgeglichene Situation ist frühestens ab Mitte nächsten Jahres zu erwarten. Investitionen im Energie Sektor sind daher vorläufig noch zurückzustellen.
In den kommenden zwei bis drei Jahren wird sich der Ölpreis zwischen $60 bis $80 einpendeln (gelbe Schattierung). Ein Über- und Unterschreiten außerhalb dieser Bandbreite kann allerdings auch dann immer wieder erfolgen. Der Ölsektor bleibt äußerst volatil.
Seit Mitte Januar bewegt sich der US-Dollar in der Bandbreite von $1,05 - $1,15 zum Euro (gelbe Schattierung). Von der Kaufkraft her wäre ein Wechselkurs von $1,25 realistischer. Dies wird allerdings auch im nächsten Jahr nicht der Fall sein, da das Zinsdifferential zwischen dem Euro und Dollar den Wechselkurs entscheidend beeinflussen wird. Ich diskutiere dieses Thema auf meiner Hotline regelmäßig.
Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf meiner Hotline. Mein nächster Blog erscheint in der Weihnachtswoche.
© 2015 Heiko Thieme