Bielefeld (ots) - Eigentlich sollte es das Jahr des John Ellis Bush werden. Das Ausrufezeichen hinter seinem Spitznamen steht dabei für die Aufforderung des republikanische Establishments an das Parteivolk: »Wählt Jeb!«. Doch die Basis der »Grand Old Party« schaltet auf Durchzug. Sie ignoriert den gesetzten Favoriten und folgt einem Außenseiter. Bis heute versuchen Analysten das Interesse an Donald Trump als vorübergehend, begrenzt oder unter Hinweis auf die Mexikaner- und Muslim-Hetze als nicht akzeptabel abzutun. Großzügig übersahen sie dabei einen Trend, der ewige Gewissheiten der US-Politik in Frage stellt. Seit der blondierte Egomane im Sommer über eine Rolltreppe wie Gottes Geschenk an die Welt in das Foyer seines Kitsch-Tempels von Manhattan schwebte, dominiert der Kandidat die Umfragen. Zuletzt durchbrach Trump national die 40-Prozent-Marke. Die Kandidaten der rechten Mitte - Jeb Bush, Marco Rubio, John Kasich und Chris Christie - kommen zusammen auf weniger als ein Viertel der Stimmen. Es zeugt von intellektueller Faulheit oder sträflicher Unterschätzung, das Phänomen nicht tiefer zu ergründen. Trump profitiert von der tiefen Verunsicherung einer Klientel, die sich bedroht fühlt: ökonomisch, kulturell und nach San Bernardino auch in ihrer persönlichen Sicherheit. Die Wutbürger haben in dem ungenierten Poltergeist einen gefunden, der ausspricht, was sie denken. Dass er dies mit dem Vokabular eines Viertklässlers tut, hilft ihm dabei so sehr wie der platte »Amerika zuerst«-Nationalismus. Richtige Konkurrenz droht dem Spitzenreiter im Moment eigentlich nur von Ted Cruz, der rhetorisch geschliffener genauso extreme Positionen bezieht. Sollte ihm ein Coup bei den ersten Vorwahlen in Iowa am 1. Februar gelingen, könnte das Trump den Sieger-Nimbus kosten. Die letzte Hoffnung des Establishments ist ein Szenario, in dem Bush, Christie und Kasich aussteigen und sich hinter den jung-dynamischen Rubio stellen. Der hat die mit Abstand besten Umfragewerte, er steht für eine neue Generation. Leider hat es Rubio versäumt, eine effektive Wahlkampf-Organisationen aufzubauen. Zudem arbeitet der Vorwahlkampf-Kalender gegen ihn. Auf dem haben sich die erzkonservativen Südstaaten nach vorn gedrängt, in denen Rubios Kompromissbereitschaft bei Einwanderungsreform nicht ankommt. Egal wer sich durchsetzt: Die Republikaner haben ein Problem. Die Partei kann nicht alles gleichzeitig sein wollen: eine moderne Kraft, die sich für Minderheiten öffnet, und eine, die elf Millionen Einwanderer deportieren und einer Milliarde Muslime die Einreise verweigern will. So gesehen geht es bei den Vorwahlen der Republikaner um sehr viel mehr als die Nominierung. Auf dem Spiel steht die Zukunft einer Partei, die Gefahr läuft, von ihren Widersprüchen zerrissen zu werden.
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