Bielefeld (ots) - Das Buch war eine Gebrauchsanweisung für Folter und Mord. Der »Hexenhammer« von 1487 beschrieb angeblich ganz genau, wie Frauen als Hexen überführt werden können. Wenn sie es mit dem Teufel trieben und für Wetter sorgten, das die Ernte vernichtete, dann müssten sie auf den Scheiterhaufen. Weil Kirchenmänner und Richter den blühenden Unsinn, den Heinrich Kramer und Jakob Sprenger geschrieben hatten, für bare Münze nahmen, starben tausende unschuldige Frauen einen grauenvollen Tod.
Bücher können Horizonte oder Abgründe öffnen, sie können versöhnen oder hetzen - so wie Hitlers »Mein Kampf« gegen Juden. Gehören der »Hexenhammer« und »Mein Kampf« deshalb für immer in den Giftschrank? Nein, denn so würde um sie herum ein Mythos geschaffen, den diese Bücher nicht verdienen. So absurd und krank der Inhalt des »Hexenhammers« war und ist, so abstoßend und verquast sind die Sätze in Hitlers unsäglichem Pamphlet, das er 1924 nach dem gescheiterten Putsch in München während der Festungshaft in Landsberg schrieb. Der krude Inhalt ist ohne Kenntnis des geschichtlichen Hintergrundes gar nicht zu verstehen. Damals war Hitler ein lächerlicher Niemand, der sich zu Höherem berufen fühlte - und nur weil er es leider nicht blieb, müssen wir uns heute fragen, ob sein menschenverachtendes Geschwurbel verboten bleiben sollte oder nicht. Nach dem Untergang des »Dritten Reiches« war der Neudruck 70 Jahre lang verboten. Der Freistaat Bayern besaß die Rechte an dem Buch und hielt die Finger drauf.
Morgen nun erscheint die kommentierte Ausgabe von »Mein Kampf«, erarbeitet vom Institut für Zeitgeschichte in München. Sie will aus dem sagenumwobenen Buch »den Zünder rausdrehen«, wie Projektleiter Christian Hartmann gegenüber der »Zeit« sagte. Die kommentierte Ausgabe ist eine Art Sicherheitstür, ein guter Kompromiss zwischen völliger Freigabe und Verlängerung des Verbots. Sicherheitstür deshalb, weil ein reiner, unkommentierter Nachdruck den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen würde. Damit sollen rechtsextreme Verleger erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen.
Werden Leser der kommentierten Ausgabe womöglich zu Neonazis? Ist die Veröffentlichung in einer Zeit, in der sich Hass auf Flüchtlinge in Angriffen auf Asylbewerberheime entlädt, womöglich gefährlich? Nein. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Deutschen mündig genug, das Buch zu lesen und anschließend als das zu betrachten, was es ist: ein unverdauliches Ideologiegebräu, von dem im 21. Jahrhundert keine Faszination ausgeht. »Mein Kampf« ist ein Buch mit Vergangenheit, aber ohne Zukunft. So wie der »Hexenhammer«: Er war in den vergangenen Jahrzehnten im Buchhandel stets erhältlich, ohne dass die Scheiterhaufen neu zu lodern begannen.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Bücher können Horizonte oder Abgründe öffnen, sie können versöhnen oder hetzen - so wie Hitlers »Mein Kampf« gegen Juden. Gehören der »Hexenhammer« und »Mein Kampf« deshalb für immer in den Giftschrank? Nein, denn so würde um sie herum ein Mythos geschaffen, den diese Bücher nicht verdienen. So absurd und krank der Inhalt des »Hexenhammers« war und ist, so abstoßend und verquast sind die Sätze in Hitlers unsäglichem Pamphlet, das er 1924 nach dem gescheiterten Putsch in München während der Festungshaft in Landsberg schrieb. Der krude Inhalt ist ohne Kenntnis des geschichtlichen Hintergrundes gar nicht zu verstehen. Damals war Hitler ein lächerlicher Niemand, der sich zu Höherem berufen fühlte - und nur weil er es leider nicht blieb, müssen wir uns heute fragen, ob sein menschenverachtendes Geschwurbel verboten bleiben sollte oder nicht. Nach dem Untergang des »Dritten Reiches« war der Neudruck 70 Jahre lang verboten. Der Freistaat Bayern besaß die Rechte an dem Buch und hielt die Finger drauf.
Morgen nun erscheint die kommentierte Ausgabe von »Mein Kampf«, erarbeitet vom Institut für Zeitgeschichte in München. Sie will aus dem sagenumwobenen Buch »den Zünder rausdrehen«, wie Projektleiter Christian Hartmann gegenüber der »Zeit« sagte. Die kommentierte Ausgabe ist eine Art Sicherheitstür, ein guter Kompromiss zwischen völliger Freigabe und Verlängerung des Verbots. Sicherheitstür deshalb, weil ein reiner, unkommentierter Nachdruck den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen würde. Damit sollen rechtsextreme Verleger erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen.
Werden Leser der kommentierten Ausgabe womöglich zu Neonazis? Ist die Veröffentlichung in einer Zeit, in der sich Hass auf Flüchtlinge in Angriffen auf Asylbewerberheime entlädt, womöglich gefährlich? Nein. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Deutschen mündig genug, das Buch zu lesen und anschließend als das zu betrachten, was es ist: ein unverdauliches Ideologiegebräu, von dem im 21. Jahrhundert keine Faszination ausgeht. »Mein Kampf« ist ein Buch mit Vergangenheit, aber ohne Zukunft. So wie der »Hexenhammer«: Er war in den vergangenen Jahrzehnten im Buchhandel stets erhältlich, ohne dass die Scheiterhaufen neu zu lodern begannen.
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