Bielefeld (ots) - »Wir haben es satt«, schimpfen die einen und klagen über Massentierhaltung und Gifteinsatz. »Wir machen euch satt«, erklären die Betroffenen und verweisen auf Zahlen und Fakten. Zwischen beiden Gruppen, den kritischen Verbrauchern und den konventionell wirtschaftenden Landwirten, nimmt die Sprachlosigkeit zu. Dadurch, dass beide immer wieder Parolen wiederholen, ändert sich jedoch nichts. Es muss sich aber etwas ändern. Ansonsten haben die kritischen Verbraucher auf der anderen Seite irgendwann kaum noch Ansprechpartner. Ihre Forderungen und öffentlichen Erklärungen stehen in merkwürdigem Gegensatz zum Einkaufsverhalten großer Bevölkerungsgruppen. In Anlehnung an eine bekannte Weissagung der Cree-Indianer könnte man es so formulieren: »Erst wenn der letzte Bauernhof geschlossen, der letzte Stall und die letzte Scheune ausgeräumt sind, werdet ihr merken, dass das Leben auf dem Land ohne Landwirte nicht funktioniert.« Spätestens dann ist der Zeitpunkt erreicht, da auch der letzte Esser feststellen wird, dass seine Wünsche in Rumänien, Argentinien, den USA oder sogar China wenig interessieren und schon gar nicht kontrolliert werden. Auch eine andere Landwirtschaft braucht Landwirte. Und die Bauern brauchen die Rückendeckung der Gesellschaft. Wenn die Menschen - vertreten durch die Politik - eine andere tier- und naturfreundlichere Landwirtschaft wollen, dann müssen sie dafür bezahlen. In einer Marktwirtschaft tun sie das normalerweise am Verkaufstresen. Dafür aber müssen sie informiert werden, warum sie mehr bezahlen sollen. Das funktioniert bei vielen Öko-, Bio- und Tierschutz-Zeichen nur schlecht. Und bedenkt man, dass vom Brötchen über den Burger bis zum Doseneintopf die meisten Lebensmittel industriell verarbeitet in den Verkauf gelangen, funktioniert es gar nicht. Ist der Weg also verbaut, muss der Staat für die Mehraufwendungen aufkommen. Keiner mag Subventionen - zumal nicht im Agrarsektor. Doch bevor ganze Landstriche aussterben...
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