Die Ölpreise haben in dieser Woche neue Korrekturtiefs erreicht. Ende 2015 hatten wir genau davor gewarnt, als wir schrieben, dass das Thema Rohstoffpreise und hier insbesondere Ölpreise auch den Jahresbeginn 2016 begleiten dürfte.
Ölpreise bringen Staaten in Bedrängnis
Denn die Ölpreise bringen inzwischen diverse Staaten in Bedrängnis. Wegen des Preisverfalls ist zum Beispiel Saudi-Arabien im vergangenen Jahr erneut tief in die roten Zahlen gerutscht. Es ist das zweite Jahr in Folge, dass der weltgrößte Ölexporteur ein Minus im Staatshaushalt verbuchen muss. Der Staatshaushalt werde das Jahr mit einem Rekordminus von 98 Milliarden US-Dollar abschließen, hieß es in einer Erklärung des Finanzministeriums in Riad. Während sich die Ausgaben auf voraussichtlich 975 Milliarden Riyal summierten, beliefen sich die Einnahmen auf ca. 608 Milliarden Riyal (148 Milliarden Euro). Das sind 42% weniger als im Vorjahr und etwa 15% weniger als erwartet.
Der Ölverkauf sorgt normalerweise für mehr als 90% der saudi-arabischen Staatseinnahmen. Für 2016 rechnet das Finanzministerium daher mit einem Defizit von 87 Milliarden US-Dollar. Die Ausgaben sollen bei 840 Milliarden Riyal liegen, die Einnahmen bei schätzungsweise 513,8 Milliarden Riyal, was der niedrigste Wert seit 2009 wäre. Damals war der Ölpreis wegen der weltweiten Finanzkrise eingebrochen.
Russland steckt tief in der Rezession
Ein weiteres Beispiel für Probleme einzelner Länder durch den Ölpreisverfall ist Russland, das tief in der Rezession steckt. Für das abgelaufene Jahr 2015 rechnet die russische Zentralbank damit, dass die Wirtschaftsleistung um 3,7% zurückgegangen ist. Für 2016 geht sie davon aus, dass die Wirtschaft um mehr als 2% schrumpft, sollte der Ölpreis auf dem derzeitigen Niveau verharren.
Allerdings machen dem Land neben dem schwachen Ölpreis auch die im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen des Westens zu schaffen. Dadurch steht auch der Rubel kräftig unter Druck. Die russische Währung fiel auf aktuell 70,90 Rubel je US-Dollar und erreichte damit wieder die Tiefststände des Jahres (siehe Chart, steigende Kurse bedeuten hier einen fallenden Rubel).
Für einen Euro wurden zuletzt 80,67 Rubel fällig, was der höchste Stand seit August war. Das Problem für Russland: Der schwache Rubel heizt die hohe Inflation im Lande an, weil Importe teurer werden. Im November lag die Teuerungsrate bei 15%.
Hohe Inflation, schwache Wirtschaft – Russische Notenbank im Dilemma
Besonders die russische Notenbank steckt damit in einem Dilemma. Eine schwächelnde Wirtschaft bekämpft man am besten mit niedrigen Zinsen (siehe Fed und EZB), eine hohe Inflation jedoch mit hohen Zinsen. Im September und Oktober hatte die Notenbank den Leitzins in fünf Schritten auf 11% gesenkt. Für eine Wirtschaft, die in der Rezession steckt, sind derart hohe Zinsen schädlich. Sie wirken aber anti-inflationär.
Fazit
Das sind nur zwei konkrete Beispiele für die Probleme, die wir hier schon mehrfach beschrieben haben – nämlich dass bei niedrigen Ölpreisen ab einer gewissen Grenze die negativen Effekte überwiegen. Es bleibt daher bei den Themen für 2016: Angesichts niedriger Zinsen bleiben Aktien interessant, die gesunkenen Rohstoffpreise machen aber zunehmend Probleme und könnten ein Anzeichen für eine neuerliche Rezession sein – auch in wichtigen Märkten wie den USA.
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Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 13.01.2016)