Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
in der vergangenen Woche gab es nach den Rückschlägen der jüngsten Zeit erstmals seit längerem wieder mal eine kräftige Erholung an den Börsen. In der Vorwoche hatte Sven Weisenhaus an dieser Stelle gute Ansatzpunkte dafür gegeben, wie Sie erkennen, ob diese Gegenbewegung nur eine Short-Squeeze war oder ob es zu einer nachhaltigen Bodenbildung kommt (siehe Börse-Intern vom 17.02.2016).
Wie Sie die Risikoneigung der Anleger erkennen
Ein weiterer Hinweis zur Beantwortung dieser Frage ist die Risikoneigung der Investoren. Das ist auch völlig logisch: Wenn die Investoren weiterhin von Sorgen geplagt sind, werden sie eher sichere Häfen ansteuern. Wenn sie hingegen wieder vor allem Chancen im Aktienmarkt sehen, dann werden sie auch beherzt bei riskanteren, „heruntergeprügelten“ Aktien zugreifen.
Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Risikoneigung der Anleger ist somit, ob sie eher die „sicheren“ Blue Chips, oder die unberechenbaren Small Caps bevorzugen. Am US-Aktienmarkt werden die Blue Chips durch den Dow Jones Index repräsentiert, während die Small Caps im Russell 2000 zusammengefasst sind. Und im Vergleich dieser beiden Indizes zum Gesamtmarkt (S&P 500) ergibt sich zurzeit ein ganz klares Bild:
Drei US-Märkte im Vergleich
In allen drei Indizes gab es für die Bullen zwei entscheidende Verteidigungslinien: die Tiefs vom August bzw. September 2015 (grüne Linien) und das Tief vom Oktober 2014 (blaue Linien). Für die Beurteilung der Lage brauchen wir also nur die Kursbewegungen bezüglich dieser Linien zu betrachten.
Im Dow Jones (oberer Chartteil) sehen wir, dass die Kurse noch oberhalb der grünen Linie notieren und auch die Tiefs vom Januar und Februar klar oberhalb dieser Linie gebildet wurden. Im S&P 500 (mittlerer Chartteil) wurde dagegen die grüne Linie sowohl im Januar als auch im Februar deutlich unterschritten. Im Russell 2000 rauschten die Kurse im Januar sowohl unter die grüne als auch unter die blaue Linie und verharren dort nach wie vor.
Damit zeigt sich der Dow Jones seit Sommer vergangenen Jahres am stärksten, während der Russell 2000 auffallend schwach ist. Aber auch kurzfristig ist das so, wie zwei weitere Details unterstreichen: So lag das Februar-Tief im Dow Jones deutlich höher als das Januar-Hoch. Im S&P 500 lagen beide Tiefs ungefähr auf gleichem Niveau, während das Februar-Tief im Russell 2000 klar tiefer lag (siehe rote Linien). Und in der bisherigen Erholung schaffte es der Dow Jones schon wieder bis an das Zwischenhoch von Anfang Februar, was bisher weder dem S&P 500 noch dem Russell 2000 gelang (siehe gelbe Ellipsen).
Der Dow Jones läuft vorneweg, der Russell 2000 hinkt weit hinterher
Andererseits fällt im längerfristigen Vergleich auf, dass im Dow Jones das Tief vom August 2015 tiefer als das Tief vom Oktober 2014 lag. Die grüne Linie verläuft daher unterhalb der blauen Linie, bei S&P 500 und Russell 2000 ist es umgekehrt. Der Dow Jones zeigte sich damals also noch schwächer als S&P 500 und Russell 2000. Das änderte sich jedoch nach dem August-Crash.
Mit anderen Worten: Der Dow Jones, der bekanntlich aus 30 der größten US-Unternehmen gebildet wird, zeigt seit dem Herbst 2015 eine markante relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt in Gestalt des S&P 500, während die Small Caps seit damals eine klare Schwäche zeigen. (Im Russell 2000 wurde das Tief vom September 2015 unterhalb des August-Tiefs gebildet – in den anderen beiden Indizes lag es höher.)
Fazit
Damit ist klar: Die Investoren bevorzugen derzeit immer noch den „sicheren Hafen“ der Blue Chips, während sie das Risiko des Einstiegs bei kleineren Werten scheuen. Eine Bodenbildung ist zwar möglich, aber eine nachhaltige Erholung bzw. eine Wiederaufnahme der alten Aufwärtstrends ist kurzfristig eher nicht zu erwarten. Es sei denn, der Russel beginnt, Stärke zu zeigen.
Wie geht man nun als Privatanleger mit dieser Situation um? Wer eher auf Märkte statt auf Einzelwerte setzt, sollte dieser Tendenz folgen und ebenfalls Blue-Chip-Indizes bevorzugen. Stockpicker hingegen dürften in den nächsten Wochen und Monaten die eine oder andere unterbewertete Perle günstig aufsammeln können. Der Aufwand, diese Werte aufzuspüren, ist zwar sehr hoch, aber dafür winken natürlich auch üppige Zusatzgewinne. Viel Erfolg – mit welcher Methode auch immer – wünscht Ihnen
Ihr Torsten Ewert
in der vergangenen Woche gab es nach den Rückschlägen der jüngsten Zeit erstmals seit längerem wieder mal eine kräftige Erholung an den Börsen. In der Vorwoche hatte Sven Weisenhaus an dieser Stelle gute Ansatzpunkte dafür gegeben, wie Sie erkennen, ob diese Gegenbewegung nur eine Short-Squeeze war oder ob es zu einer nachhaltigen Bodenbildung kommt (siehe Börse-Intern vom 17.02.2016).
Wie Sie die Risikoneigung der Anleger erkennen
Ein weiterer Hinweis zur Beantwortung dieser Frage ist die Risikoneigung der Investoren. Das ist auch völlig logisch: Wenn die Investoren weiterhin von Sorgen geplagt sind, werden sie eher sichere Häfen ansteuern. Wenn sie hingegen wieder vor allem Chancen im Aktienmarkt sehen, dann werden sie auch beherzt bei riskanteren, „heruntergeprügelten“ Aktien zugreifen.
Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Risikoneigung der Anleger ist somit, ob sie eher die „sicheren“ Blue Chips, oder die unberechenbaren Small Caps bevorzugen. Am US-Aktienmarkt werden die Blue Chips durch den Dow Jones Index repräsentiert, während die Small Caps im Russell 2000 zusammengefasst sind. Und im Vergleich dieser beiden Indizes zum Gesamtmarkt (S&P 500) ergibt sich zurzeit ein ganz klares Bild:
Drei US-Märkte im Vergleich
In allen drei Indizes gab es für die Bullen zwei entscheidende Verteidigungslinien: die Tiefs vom August bzw. September 2015 (grüne Linien) und das Tief vom Oktober 2014 (blaue Linien). Für die Beurteilung der Lage brauchen wir also nur die Kursbewegungen bezüglich dieser Linien zu betrachten.
Im Dow Jones (oberer Chartteil) sehen wir, dass die Kurse noch oberhalb der grünen Linie notieren und auch die Tiefs vom Januar und Februar klar oberhalb dieser Linie gebildet wurden. Im S&P 500 (mittlerer Chartteil) wurde dagegen die grüne Linie sowohl im Januar als auch im Februar deutlich unterschritten. Im Russell 2000 rauschten die Kurse im Januar sowohl unter die grüne als auch unter die blaue Linie und verharren dort nach wie vor.
Damit zeigt sich der Dow Jones seit Sommer vergangenen Jahres am stärksten, während der Russell 2000 auffallend schwach ist. Aber auch kurzfristig ist das so, wie zwei weitere Details unterstreichen: So lag das Februar-Tief im Dow Jones deutlich höher als das Januar-Hoch. Im S&P 500 lagen beide Tiefs ungefähr auf gleichem Niveau, während das Februar-Tief im Russell 2000 klar tiefer lag (siehe rote Linien). Und in der bisherigen Erholung schaffte es der Dow Jones schon wieder bis an das Zwischenhoch von Anfang Februar, was bisher weder dem S&P 500 noch dem Russell 2000 gelang (siehe gelbe Ellipsen).
Der Dow Jones läuft vorneweg, der Russell 2000 hinkt weit hinterher
Andererseits fällt im längerfristigen Vergleich auf, dass im Dow Jones das Tief vom August 2015 tiefer als das Tief vom Oktober 2014 lag. Die grüne Linie verläuft daher unterhalb der blauen Linie, bei S&P 500 und Russell 2000 ist es umgekehrt. Der Dow Jones zeigte sich damals also noch schwächer als S&P 500 und Russell 2000. Das änderte sich jedoch nach dem August-Crash.
Mit anderen Worten: Der Dow Jones, der bekanntlich aus 30 der größten US-Unternehmen gebildet wird, zeigt seit dem Herbst 2015 eine markante relative Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt in Gestalt des S&P 500, während die Small Caps seit damals eine klare Schwäche zeigen. (Im Russell 2000 wurde das Tief vom September 2015 unterhalb des August-Tiefs gebildet – in den anderen beiden Indizes lag es höher.)
Fazit
Damit ist klar: Die Investoren bevorzugen derzeit immer noch den „sicheren Hafen“ der Blue Chips, während sie das Risiko des Einstiegs bei kleineren Werten scheuen. Eine Bodenbildung ist zwar möglich, aber eine nachhaltige Erholung bzw. eine Wiederaufnahme der alten Aufwärtstrends ist kurzfristig eher nicht zu erwarten. Es sei denn, der Russel beginnt, Stärke zu zeigen.
Wie geht man nun als Privatanleger mit dieser Situation um? Wer eher auf Märkte statt auf Einzelwerte setzt, sollte dieser Tendenz folgen und ebenfalls Blue-Chip-Indizes bevorzugen. Stockpicker hingegen dürften in den nächsten Wochen und Monaten die eine oder andere unterbewertete Perle günstig aufsammeln können. Der Aufwand, diese Werte aufzuspüren, ist zwar sehr hoch, aber dafür winken natürlich auch üppige Zusatzgewinne. Viel Erfolg – mit welcher Methode auch immer – wünscht Ihnen
Ihr Torsten Ewert
© 2016 Börse-Intern