FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbankpräsident Jens Weidmann bleibt ein Kritiker der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer lockeren Geldpolitik. Bei den jüngsten Lockerungsschritten der EZB konnte er aufgrund der Rotation im EZB-Rat nicht abstimmen. Im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe äußerte er sich jedoch gewohnt kritisch: "Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass die Wirkung der ultralockeren Geldpolitik schwächer wird, je länger sie andauert. Gleichzeitig gilt: Je stärker man Gas gibt, desto größer werden Risiken und Nebenwirkungen", sagte Weidmann.
Es liege auf der Hand, dass beispielsweise die Risiken für die Finanzstabilität zunähmen: So könnten Blasen an den Finanzmärkten entstehen, die, wenn sie platzten, die Arbeit für die Notenbank schwerer machten. Außerdem gerieten Lebensversicherer in schwierigeres Fahrwasser. Und die Gefahr steige, dass die Anreize für solides Haushalten untergraben würden.
Weidmann sieht keine Deflation
"Die Inflationsrate liegt im Euroraum auf einem sehr niedrigen Niveau und dürfte dort nach der jüngsten Prognose der EZB noch länger als zuvor erwartet verharren. (...) Allerdings spielen bei den niedrigen Inflationsraten die gesunkenen Energiepreise eine wichtige Rolle, die für sich genommen die Wirtschaftsentwicklung ohnehin stützen. Wir erwarten weiterhin ein Anziehen der Konjunktur und der Preise. Es droht keine Deflation. Das beschlossene Paket ist sehr weitgehend und hat mich in der Summe nicht überzeugt", so der Bundesbankpräsident weiter.
Schwarze Null sollte stehen
Weidmann hält es indes für gerechtfertigt, dass Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble an der schwarzen Null trotz der Flüchtlingskrise festhält. "Die deutsche Staatsverschuldung beläuft sich auf mehr als zwei Billionen Euro und die Alterung der Bevölkerung wird die öffentlichen Finanzen künftig zunehmend belasten. Insofern ist eine solide Haushaltspolitik, die auch noch etwas Spielraum für unvorhergesehene Ereignisse lässt, vernünftig. Die schwarze Null bedeutet im Übrigen nicht, dass der Staat nicht genügend investieren kann, sondern dass Investitionen gegenfinanziert werden müssen."
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March 19, 2016 11:02 ET (15:02 GMT)
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