Bielefeld (ots) - Er träumte von einem Großserbien und war dafür bereit, einen Völkermord zu begehen. 8000 muslimische Männer und Jungen wurden im Sommer 1995 in Srebrenica getötet. Es ist das schlimmste Verbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ende des Bosnien-Krieges tauchte Radovan Karadzic feige in Belgrad unter, das ihn deckte. Bereut hat der Narzisst die Verbrechen nach eigenen Worten nie. Nun hat er vom UN-Kriegsverbrechertribunal doch noch die gerechte Strafe bekommen. Jetzt ist amtlich: Karadzic ist kein Held, wie ihn die serbischen Nationalisten sehen wollen, sondern ein Kriegsverbrecher. Das Urteil macht die toten Männer und Jungen nicht wieder lebendig, aber es tröstet ihre Angehörigen. Es sorgt spät für Gerechtigkeit und arbeitet ein tieftrauriges, durch nationalistische Verblendung geprägtes Kapitel Geschichte auf. Sich daran zu erinnern, ist gerade heute lehrreich, wo sich die Ukraine und Russland nicht nur diplomatisch bekämpfen und sich Europas Staaten angesichts der Flüchtlingskrise nationalistisch-egoistisch gebärden. Das Verhältnis zwischen Serben und Bosniern ist weiter angespannt, die Wunden des Krieges verheilen nur langsam. Das Karadzic-Urteil könnte den Prozess beschleunigen, wenn beide Staaten zur Versöhnung bereit sind.
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