In schon fast verlässlicher Regelmäßigkeit hat zuletzt ein Unternehmen nach dem anderen angekündigt, sich aufspalten zu wollen. In der vergangenen Woche folgte die METRO den Beispielen von E.ON, RWE und Bayer.
Der Handelsriese möchte sich in zwei eigenständige börsennotierte Gesellschaften aufteilen. Das Großhandels- und Lebensmittelgeschäft um die Cash & Carry-Märkte und die Real-Supermärkte soll in eine eigene Gesellschaft abgespalten und damit von der Elektronikhandelskette Media-Saturn, die unter neuem Namen in der METRO verbleinen soll, getrennt werden und ab Mitte 2017 eigene Wege gehen. Ziel der Aufspaltung ist es, beiden Bereichen neue Wachstumsperspektiven zu eröffnen und den Börsenwert deutlich zu steigern. Das teilte der Düsseldorfer Konzern am vergangenen Mittwoch mit.
Olaf Koch und Pieter Haas – die Steuermänner der neuen Unternehmen
Pieter Haas, aktuell Geschäftsführungsvorsitzende der Media-Saturn-Holding, soll auch zukünftig den Consumer Electronics-Bereich führen. Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender der METRO GROUP, soll die Leitung des ausgegliederten Großhandels- und Lebensmittel-Geschäfts übernehmen. Zu der Aufspaltung sagte er: „Unsere Aktionäre würden Anteile an zwei hervorragend positionierten Marktführern erhalten, die sich noch stärker auf ihre jeweiligen Geschäfte konzentrieren und dadurch noch größeren Wert für Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner schaffen würden.“ Er betonte, dass die Sparten unabhängig voneinander dynamischer und effizienter agieren und ihr Wachstum beschleunigen könnten.
Aufspaltung als Lösung des langjährigen Streits?
Durch eine Abspaltung könnte es auch zu einer Lösung im langjährigen Streit mit dem Media-Saturn Minderheitsaktionär Erich Kellerhals kommen. METRO hält bei Europas größtem Elektronikhändler zwar drei Viertel der Anteile, kann aber dennoch nicht durchregieren, weil der letzte verbliebene Firmengründer Erich Kellerhals fast 22 Prozent der Anteile an der Media-Saturn-Holding hält und zudem über ein weitgehendes Veto-Recht in der Gesellschafterversammlung verfügt.
Überworfen hatte man sich vor fünf Jahren wegen einer geplanten Einrichtung eines Beirats, der weitgehend die Befugnisse des Gesellschafter-Ausschusses übernehmen sollte. Während die METRO nach eigenem Bekunden damit die „quälend langen Entscheidungsprozesse“ verkürzen wollte, sah sich Kellerhals seines Vetorechts beraubt.
Streit verhindert Neu-Ausrichtung im Online-Handel
Zwischen der METRO-Leitung und Kellerhals besteht stets Uneinigkeit über die Ausrichtung des Elektronikhandels. Gestritten wird – auch vor Gericht – unter anderem über die Besetzung von Führungspositionen. Der Versuch, Haas per einstweiliger Verfügung absetzen zu lassen, ist kürzlich erst gescheitert. Auch fast jede strategische Entscheidung, insbesondere mit dem Blick auf den Online-Handel, in dem Media-Saturn immer noch eine nachgeordnete Rolle spielt, wird zum Streitpunkt. Dies ist besonders bedenklich, weil sich gerade der Handel mit Elektronikartikeln immer mehr ins Internet verlagert. Während 2008 in dieser Warengruppe 9 Prozent der Umsätze über das Netz getätigt wurden, sind es heute weit über 20 Prozent. Der Anteil von Media-Saturn daran lag im vergangenen Geschäftsjahr jedoch nur bei rund 8 Prozent.
Entscheidung über Aufspaltung ist noch nicht endgültig
Bei einer eigenständigen Aufstellung von Media-Saturn und einer Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse könnte eine Befriedigung des Dauerstreits erreicht werden. Noch sei aber weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat eine endgültige Entscheidung gefallen. Die Großaktionäre Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim unterstützen aber laut der Unternehmensmeldung das Vorhaben.
SAT.1 NRW-Interview über „METRO-Aufspaltung“
Auch aus meiner Sicht macht es Sinn, nicht weiter an der bestehenden Struktur festzuhalten. Denn zwischen den beiden Unternehmenssparten gibt es nur sehr wenige operative Überschneidungen und sehr wenige Synergien.
Selbiges habe ich am Tag der Unternehmensmeldung dem TV-Sender SAT.1 NRW in einem kurzen Interview mitgeteilt. Wenn Sie das Interview interessiert, finden Sie es hier: http://www.sat1nrw.de/archivbeitraege/metro-spaltet-konzern-auf-156520/.
(Bei der Bearbeitung wurde mein Vorname verwechselt - also nicht wundern - ich heiße immer noch Sven Weisenhaus.)
Aktienkurs macht Freudensprung
Auch die Aktionäre scheinen die Pläne positiv zu werten. Denn während die Stückaktie seit Jahren zwischen 73 Euro in 1999 und 16,50 Euro Anfang 2003 pendelt, stieg sie nach Bekanntgabe der Spin-Off-Pläne um 14 Prozent auf 28 Euro.
Ähnlich erging es der Vorzugsaktie, die langjährig zwischen 60 und 18 Euro seitwärts läuft und am vergangenen Mittwoch um 12 Prozent auf fast 24 Euro empor schnellte.
Offenbar sehen auch die Aktionäre in zwei eigenständigen Unternehmen einen höheren Wert als in dem aktuellen Gemischtwarenladen.
METRO-Aktie – Wie hoch ist das Kurspotential?
Die METRO GROUP, die bis September 2012 auch im DAX enthalten war, zählt zu den bedeutendsten internationalen Handelsunternehmen. Sie ist in 29 Ländern an über 2.000 Standorten tätig und beschäftigt mehr als 220.000 Mitarbeiter. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung rund 9,5 Milliarden Euro. Es stellt sich jedoch die Frage, wie viel ein solches Unternehmen an der Börse wert sein kann oder sollte, insbesondere vor dem Hintergrund der möglichen Aufspaltung und Neu-Ausrichtung. Hat die Aktie noch Potential oder ist mit dem Kurssprung nun schon sämtliche Fantasie eingepreist? Antworten auf diese Fragen liefert Ihnen Sascha Huber auf www.geldanlage-brief.de
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 06.04.2016)
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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus