Regensburg (ots) - Über das wechselhafte Ansehen des Bankiers in der Öffentlichkeit mokierte sich Jean de la Bruyère schon im 17. Jahrhundert. Liefen die Geschäfte schlecht, gelte er als Nichts und als Flegel, laufe es gut, bitte ihn jedermann um die Hand seiner Tochter. Ginge es nach dem französischen Moralisten, würden heutzutage wohl nicht so viele Ehen mit Bankern geschlossen. In einem Ranking der unbeliebtesten Berufe liegt der Bankkaufmann auf Rang acht - nicht so weit entfernt von Versicherungsvertretern und Politikern. Die Bankenbranche steckt in einem gravierenden Umbruch. Das Filialnetz wird zunehmend dünner und für immer mehr Geschäftsstellen läuten die Sterbeglocken. So wollen die Oberpfälzer Genossenschaftsbanken bis zum Jahr 2020 jede dritte Filiale schließen. Und auch die Sparkassen machen Geschäftsstellen dicht oder ersetzen Menschen durch Automaten. Im Freistaat stehen 220 Filialen vor dem Aus. Besonders ältere Kunden müssen künftig wohl längere Wege auf sich nehmen, wenn sie sich offline vor Ort beraten lassen wollen. Fakt ist: Durch die wohl noch länger andauernde Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank lastet auf den deutschen Banken ein enormer Kostendruck. Die Geldflut der EZB macht Kredite ultrabillig. In der Folge werfen Sparbuch, Festgeldkonto und Co. so gut wie nichts mehr ab. Die Gewinne schmelzen wie Butter in der Sonne. Und so mancher Kritiker der europäischen Notenbank beschwört schon das Gespenst einer Destabilisierung des Bankensystems herauf. Die Folge: Immer mehr Kreditinstitute heben die Gebühren für Leistungen rund um das Girokonto an und verlangen Strafzinsen - bislang vereinzelt und lediglich von Firmenkunden. Doch die EZB allein ist nicht schuld an der schwierigen Situation der Bankenbranche. Härtere Vorgaben der Regulierer treiben die Kosten und bekanntlich hat sich das Kundenverhalten stark verändert. Die meisten Menschen erledigen simple Transaktionen wie Überweisungen längst virtuell. Dies hat einschneidende Konsequenzen für die Kreditinstitute. "Die Sparkassen müssen da sein, wo die Menschen sind - und das ist heute immer stärker im Internet." Mit diesen Worten verteidigte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands Georg Fahrenschon die jüngste Schrumpfkur bei den Filialen. Großbanken wie die Commerzbank oder die Hypovereinsbank - bei der HVB fiel fast die Hälfte aller Filialen weg - haben den nötigen Aderlass bereits hinter sich. Genossenschaftsbanken und Sparkassen haben dagegen mit Blick auf die Digitalisierung Entwicklungen verschlafen und noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Sie müssen sich verändern und ihr Geschäftsmodell an die neuen Gegebenheiten anpassen. Denn die EZB-Politik wird sich eines Tages wieder in eine andere Richtung drehen, das Kundenverhalten aber nicht. Bankmitarbeiter und das Berufsbild Banker bleiben von all dem nicht unberührt. Zum einen werden der Sparzwang und immer neue Vorgaben künftig in einem noch stärkeren Ausmaß den Alltag prägen. Zum anderen wird die Zahl der Arbeitsplätze mit der zunehmenden Konzentration deutlich abnehmen. Da es an Alternativen fehlt, werden gerade Führungskräfte auch mit Gehaltskürzungen leben müssen. Selbst erfahrene Banker suchen sich inzwischen neue Erfahrungen außerhalb ihrer Branche. Doch die Aussichten sind nicht so schlecht. Keine App wird eine persönliche vertrauensvolle Beratung vor Ort ersetzen können, die genau auf die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten ist. Es gilt also: Je besser qualifiziert ein Mitarbeiter ist, desto größer sind auch seine Vermittlungschancen.
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