Traditionell eröffnete der Aluminiumkonzern Alcoa gestern die Berichtssaison. Das Unternehmen berichtete nach Ende des offiziellen Handels an den US-Börsen über den Geschäftsverlauf des ersten Quartals 2016. Dabei gab es prompt die erste negative Überraschung. Denn die Quartalszahlen verfehlten die Erwartungen des Marktes zumindest teilweise.
Der Gewinn des Konzerns brach um 92 Prozent von 195 Millionen Dollar im Vorjahr auf nun nur noch 16 Millionen Dollar ein. Mit 7 US-Cent je Aktie vor Sonderposten übertraf dieser aber die Prognose der Analysten von 2 US-Cent klar. Allerdings ging der Umsatz um 15 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar zurück, während die Erwartungen bei 5,2 Milliarden Dollar lagen.
Preisrückgang bei Rohstoffen lastet auf den Quartalszahlen
Gewöhnlich gilt die Bilanz von Alcoa als Gradmesser der US-Industrie. Denn oft setzt man einen Umsatz- oder Gewinnrückgang bei dem Konzern mit einer schwachen Rohstoffnachfrage und somit einer geringen Wirtschaftsleistung gleich. Doch wie der Konzern zu den Zahlen erklärte, lasteten niedrige Metallpreise, ein starker Dollar und Kosten im Zusammenhang mit Werkschließungen auf der Quartalsbilanz. Von einer schwachen Nachfrage war nicht die Rede. Der Konzern geht sogar von einem Anstieg der globalen Aluminiumnachfrage in Höhe von 2 Prozent in diesem Jahr aus.
Da der Umsatz das Ergebnis aus der abgesetzten Menge multipliziert mit dem Preis ist (Preis x Menge = Erlös), reichen bei gleichbleibenden oder gar steigenden Verkäufen auch sinkende Preise aus, um zu einem fallenden Umsatz zu führen. Und bei gleichbleibenden Kosten sinkt der Gewinn dann eben umso stärker - und das erklärt die Zahlen bei Alcoa.
Erste Bestätigung für den erwarteten Gewinnrückgang im S&P 500
Man sollte daher die schwachen Quartalszahlen von Alcoa nicht überbewerten. Denn dass die Rohstoffpreise in der Vergangenheit stark gesunken sind, ist längst bekannt. Dennoch zeigen die Zahlen, dass die Analystenerwartungen eines mehr als 8-prozentigen Gewinnrückgangs im S&P500 nicht jeglicher Grundlage entbehren.
Das schlechteste Quartal liegt hinter uns
Wie mein Kollege Torsten Ewert gestern vermutete, stehen aber die Chancen nicht schlecht, dass diese niedrigen Erwartungen übertroffen werden. Alcoa ist das zwar beim Umsatz nicht gelungen, dafür aber beim Gewinn je Aktie. Wenn auch bei der Mehrheit der anderen Unternehmen im weiteren Verlauf der Berichtssaison die Erwartungen übertroffen werden, könnten die Märkte anfangen, die besseren Fundamentaldaten einzupreisen.
Zumal die Rohstoffpreise mittlerweile einen Boden gefunden haben und das ein Hinweis darauf ist, dass bei den Rohstofffirmen in Zukunft die Umsätze bzw. Gewinne wieder zulegen sollten. Gleichzeitig sind steigende Rohstoffpreise auch ein Hinweis darauf, dass sich die Aussichten der S&P500-Unternehmen insgesamt wieder verbessern. Sollte sich die Bodenbildung fortsetzen, wird auch dies die Aktienkurse befeuern.
Und das wiederum passt zu der Theorie, dass wir ab spätestens Ende Mai eine US-Wahlrally sehen, wie sie der saisonale Chart aus der "Börse-Intern" vom 4. April vermuten lässt.
Aktienmärkte zeigen bereits Stärke
Insgesamt verwundert es demnach nicht, dass die Alcoa-Zahlen den Gesamtmarkt nicht großartig belasteten. Zuvor hatten sich die US-Indizes trotz der Erwartung einer sehr schwachen Berichtssaison erstaunlich gut entwickelt. Die jüngsten Kursrücksetzer (rot im Chart), die auf eine beachtliche Aufwärtsbewegung folgten, fallen entsprechend moderat aus.
Gewöhnlich ist eine leicht abwärtsgerichtete Kursbewegung nach einem starken Trend (Flagge/Wimpel) sogar ein Zeichen der Stärke. Denn solche Flaggen gelten als trendbestätigend.
Damit die Rechnung aufgeht…
Vor genau einer Woche habe ich hier in der Börse-Intern folgende Rechnung aufgemacht:
steigende Ölpreise + fallender EUR/USD + steigende US-Indizes = steigender DAX.
Die Ölpreise haben jüngst bereits wieder deutlich zugelegt. Der Abwärtstrendkanal im Preis der Sorte Brent ist bereits gebrochen (grüner Kreis im Chart). Und heute steigt der Kurs auch schon klar über das Zwischenhoch bei 43,27 USD.
Doch der Euro steht zum US-Dollar noch unverändert hoch und die US-Indizes befinden sich noch in der Konsolidierung. Es fehlen also noch zwei von drei Zutaten, damit die rechte Seite der Gleichung aufgeht.
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus