Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sieht zur Bundestagswahl große Potentiale für seine Partei. "Es gib viel mehr Menschen in der Gesellschaft, die grün ticken, grün handeln, grün einkaufen", sagte Özdemir, der sich am Samstag als ein weiterer Bewerber um die Spitzenkandidatur gemeldet hatte, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).
"Bis jetzt haben wir es bei weitem noch nicht geschafft, dass alle davon die Grünen wählen. Und das müssen wir ändern." Die Grünen seien "Partei und Stimme derer, die keine Lobby haben. Und zum Thema Integration habe ich als anatolischer Schwabe etwas beizusteuern, nämlich: Wie macht man aus Ausländern Inländer".
Özdemir beschrieb gegenüber der F.A.S. eine rot-grüne Koalition als wenig aussichtsreich: "Wir koalieren in vielen Ländern mit der SPD, auch in Baden-Württemberg haben wir bis zuletzt gehofft, dass es reicht. Zum anderen muss man sehen: Wir haben seit 2005 drei Anläufe unternommen, und es hat dreimal nicht geklappt und gegenwärtig sieht es auch nicht so aus, als ob das wahrscheinlich wäre. Aber jetzt beschäftigen wir uns erstmal mit unserer eigenen Aufstellung." Der Bewerber um die Spitzenkandidatur, Robert Habeck, relativierte diese Aussage.
"Grüne Eigenständigkeit bedeutet eben auch keine Verengung auf schwarz-grün", sagte er der F.A.S. "Sprünge sind möglich für uns Grüne, aber auch für die SPD." Habeck kandidiert neben Özdemir, den Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Der schleswig-holsteinische Energie- und Landwirtschaftsminister Habeck will am kommenden Wochenende bei einem Landesparteitag um die Unterstützung seiner Basis werben. "Wir können die SPD als fortschrittsprägende Kraft ablösen und die CDU herausfordern", sagte er.
"Schon jetzt gehen echt viele Impulse für Veränderung in den Länderkoalitionen von den Grünen aus und zwar, weil wir ständig mit der Wirklichkeit konfrontiert sind und uns nicht wegducken. Diese Erfahrung muss uns Ansporn sein für den Bund." Für sich selbst warb Habeck gegenüber der F.A.S. mit den Worten: "Ich weiß, wie man aus Konflikten Mehrheiten macht. Ich gehe dahin, wo es wehtut - um Lösungen zu finden."
Außerdem: "Einen Schuss mehr Rebellentum könnten die Grünen gut vertragen."